Andreas Hofer's Münzmeister in Hall


von Rudolf Granichstaedten-Czerva

Hubert Josef Jolliot, geboren 11. Jänner 1752 in Grevenmachern, stammte aus dem Großherzogtum Luxemburg, das von 1713 bis 1797 zu Österreich gehörte. Seine Eltern waren Ludwig Jolliot und Anna Margarete Jolliot, geborene von Klotz. Um 1780 dürfte er aus der Habsburgischen Provinz Luxemburg nach Tirol versetzt und zunächst als Münzwardein verwendet worden sein. Am 19. September 1791 ehelichte er Therese Eiberger, Tochter des Johann Martin Eiberger, Oberhüttenverwalters in Brixlegg, und der Maria Therese Eiberger, geborene Lechner. Aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor, sodass die Familie im Mannesstamm erlosch.

Die erste tirolische Münzstätte befand sich in der alten Landeshauptstadt Meran, und zwar dort, wo heute die Firma S. Pötzelberger (F. W. Ellmenreich) ihr Geschäft am Pfarrplatz hat. Aus dieser Münzstätte gingen die sogenannten Meinhard-Silber-Zwanziger hervor, die durch Jahrzehnte beliebte Münzen waren. Im Jahre 1484 verlegte Erzherzog Sigismund der Münzreiche die landesfürstliche Münze nach Hall. Hörmann Grünhofer war der erste Münzmeister von Hall, dann folgen 19 mit den Namen Böhemb, Löffler, Fenner, v. Klotz usw., als Zwanzigster Johann Nep. Stocker, der 1805 starb. Sein Nachfolger wurde unser Jolliot; unter ihm wurden die Hofer-Zwanziger ausgeprägt.

Als am 30. Juli 1809 die Franzosen und Bauern Innsbruck befehlen, aber am 14. August wieder verließen, nahmen sie die unter der Intendantschaft Josef von Hormayrs im Juli 1809 hergestellten ersten Prägestöcke mit sich, weshalb Andreas Hofer dem Münzmeister Jolliot zu Hall die Weisung gab, durch den Siegelstecher Josef Grubhofer eine neue Prägung nach der hierzu mitgeteilten Zeichnung anfertigen zu lassen. Diese (nicht ausgeführte) Zeichnung stellte auf der einen Seite den Tiroler Adler mit der Umschrift „Tiroler Landmünze", auf der anderen das Bild der unbefleckten Jungfrau mit der Umschrift „Für Gott und Vaterland" dar. Jolliot erhob gegen diese Neuerung mehrere Bedenken und gab seiner Meinung Ausdruck, dass bei den Zwanzigern das frühere Gepräge beibehalten werden sollte, namentlich, weil sich die Bevölkerung an die alten Zwanziger schon gewöhnt habe und eine Änderung in so kurzer Zeit misslich wäre. Jolliot stellte daher am 23. August 1809 den Gegenantrag, die Münzen wieder vom Uhrmacher Josef Beyrer stechen und den neu einzuführenden Kupferkreuzern das gleiche Gepräge geben zu lassen. Dieser Antrag wurde am 1. September 1809 von der General-Landesadministration genehmigt und das Bergdirektorat in Hall zur Lieferung des Materials beauftragt. Mit den neuen Kupferkreuzern kaufte Jolliot wieder Silbermaterial für die Zwanziger von Privaten ein.

Am 15. Oktober 1809 wurde die Prägung der Hofer-Münzen eingestellt, am 23. November 1809 setzte König Max Josef von Bayern diese Münzen außer Kurs; sie sollten nur zum Metallwert an den Kassen ausgewechselt werden. Damit war Jolliots Wirken ein Ende gesetzt; er blieb aber weiterhin bei der Haller Münze.

Am 12. Mai 1814 starb der letzte Münzmeister in Hall, sein Grabmal und das seiner Familie befindet sich auf dem alten Wiltener Friedhof an der Straßenmauer in der nordöstlichen Ecke gegenüber der alten Totenkapelle. Die Inschrift lautet: „Zum frommen Gedächtnis an den wohlgeborenen Herrn Hubert Josef Jolliot, Seiner K. K. Apostol. Majestät dirigierender letzter Münzmeister usw. usw." Auch Jolliots Wappen schmückt den Grabstein.



Quelle: Granichstaedten-Czerva Rudolf, Andreas Hofers alte Garde, Innsbruck 1932, S. 60 - 61.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.