Jakob Siberer


von Rudolf Granichstaedten-Czerva

Jakob Siberer, der Ältere, geboren 14. Juli 1766 als Sohn des Ignaz Siberer in Landl im hintersten Thiersee-Tal bei Kufstein, vermählte sich in erster Ehe mit Gertraud Werlberger und war ursprünglich Lehrer an der Gemeindeschule in Landl. Später übernahm er ein Wirtshaus (Knappenhaus) in Unter-Langkampfen. Bei der fünften Entbindung starb (21. Jänner 1804) Gertraud, der betrübte Witwer errichtete ihr auf dem Ortsfriedhof in Langkampfen an der Kirche ein hübsches Grabmal aus weißem Marmor, das dadurch merkwürdig ist, dass es kriegerische Embleme und die Inschrift „Gertraud Siberinn, K. K. Hauptmännin" aufweist. Jakob zog früh gegen den Feind. Er kämpfte als Oberjäger ,der Kufsteiner Schützenkompagnie bei der Verteidigung des Dorfes Faëdo in Südtirol (2. November 1796), als Oberleutnant im Fleimstal (März 1797) und bei Spinges (2. April 1797); im Jahre 1799 diente er als Hauptmann im Engadin und Bünden und 1800 als Grenzdistrikts-Kommandant im Unterinntal. Beim letzten Ausfall in Thiersee am 2. Dezember 1800 verwundete er den bayerischen Anführer Hauptmann Greffer tödlich. Für seine Taten erhielt er die große goldene Ehrenmedaille und die silbernen Tapferkeitsmedaillen 1796 und 1797. Am 6. November 1805 schlug er bei Hörhag (bei Landl) ein französisches Korps in die Flucht. Als der Aufstand 1809 vorbereitet wurde, traf Siberer schon im März 1809 mit Andreas Hofer zusammen, der großen Wert auf die Mitarbeit des erfahrenen Kriegsmannes legte. Da Siberer am 14. März 1810 in Langkampfen unter dem Titel „Beschreibung der Tiroler Landesverteidigung vom Monate April bis 6. Dezember 1809" eine Art Selbstbiographie schrieb, die Josef von Hormayr in seiner „Geschichte Andreas Hofers" (Leipzig 1845, I. Band, Seite 378 bis 396) veröffentlichte, wollen wir hier nur Siberers wichtigste Taten erzählen.

Am 17. April 1809 blockierte Siberer zusammen mit Josef Speckbacher das vom Feind besetzte Kufstein, am 24. Mai wurde er von Hofer als Kurier nach Wien geschickt, kam ab 5. Juni in die Hoflager zu Warasdin, Papa, Tschakathurn und Körmend, erhielt vom Kaiser das berühmte Handbillett, dedato Wolkersdorf 26. Mai 1809, das er als erster nach Tirol brachte, wo er am 16. Juni (Brixen) eintraf. Mit Patent vom 4. Juni war er zum Kommandanten von Kufstein ernannt worden, hielt sich nun meist in der Umgebung Speckbachers auf, inspizierte die Posten des Unterinntales und besetzte am 20. Juni die Kieferer Brücke und den Thierberg. Mit dem österreichischen Militär verließ er aber am 30. Juli Tirol, was ihm Andreas Hofer lange verübelte.

Nun wurde er Major des Salzburger Jägerbataillons und dem Hauptquartier des Kaisers als Kurier zugeteilt. Kaiser Franz empfing ihn am 13. und 14. September in Totis in Audienz, sprach mit ihm viel über den Krieg der Tiroler und übergab ihm für Andreas Hofer die große Zivil-Ehrenmedaille samt Kette und 3000 Dukaten in Gold. Mit diesen Schätzen reiste nun Siberer unter unsäglichen Schwierigkeiten und Gefahren nach Tirol, wo er am 29. September mit seinem Begleiter Major Eisenstecken ankam. Er wurde in der Innsbrucker Hofburg von Andreas Hofer zunächst frostig empfangen, bald aber (10. Oktober) zum Kommandanten des Unterinntales ernannt. Am 3. November sandte ihn Hofer mit der berühmten Unterwerfungserklärung nach Villach zum Vizekönig Eugen Beauharnais. Dieser sowie die französischen Generäle Johann Bapt. Ruska, Alois Graf Baraguey, Johann Bapt. Drouet empfingen den strammen Major sehr freundlich und gaben ihm die Friedensbotschaften für Andreas Hofer mit, bei dem Siberer am 8. November (in Sterzing) eintraf. Aber Hofer glaubte dem Friedensboten nicht und ließ ihn und den Priester Josef Danej sogar in seiner Verblendung am 21. November verhaften, zunächst zu Hofers Schwager, dem Unterwirt Johann Grinner nach St. Martin im Passeier, dann in den Schildhof Steinhaus zu (Hofers Schwager) Josef Gufler bringen, inhaftieren und mit der Todesstrafe bedrohen. Der bayrische General Erasmus Deroy befreite Siberer und unter mancherlei Verfolgungen und nach einer achttägigen Festungshaft (2. bis 10. Februar 1810) im Kaiserturm zu Kufstein wanderte Siberer in der Verkleidung eines Schiffsknechtes nach Wien (Februar 1810), wohin ihm bald auch seine Frau Maria Katharina Mayer (zweiter Ehe) samt den acht kleinen Kindern folgte. Nach längerem Aufenthalt in Wien zog er nach Ottensheim (bei Linz a. D.), wo er sich ein kleines Bauerngut, das Heuberg-Stöckl zu Weingart Nr. 7, kaufte. Aber die Aufstandsaktionen des Jahres 1813 und das Vertrauen des Erzherzogs Johann riefen ihn wieder zu den Waffen. Kampfbegeistert zog er am 5. August 1813 wieder nach Tirol als Emissär, dann als Vorpostenkommandant (Judikarien), hielt am 4. Oktober 1813 mit FML. v. Fenner in Bruneck feierlich Einzug, besetzte nach Erstürmung der Mühlbacher Klause (7. Oktober 1813) den Brenner und wollte nun gegen Innsbruck vorrücken, was ihm aber der Landeskommissär Anton von Roschmann verbot. Im Jahre 1814 diente er als k. k. Milizmajor in der Armee, wurde dem 1. Tiroler Landwehr-Bataillon zugeteilt und wollte von Mantua, wo er in Garnison lag, nach Tirol reisen, als ihn plötzlich in Trient am 4. Mai 1814 als Folge der Malaria der Tod ereilte. Er starb an einem bösartigen Nervenfieber. Seine zweite Frau Maria erhielt in Anbetracht der großen Verdienste ihres Mannes eine Generalpension von 1500 Gulden; den Maria-Theresien-Orden, um den Siberer wegen seines entscheidenden Sieges bei Oberwielenbach (bei Bruneck, 3. Oktober 1813) kompetierte, erhielt er nicht mehr. Auf dem im Jahre 1887 im Pass Lueg errichteten Denkmal ist sein Name mit goldenen Lettern eingemeißelt.



Quelle: Granichstaedten-Czerva Rudolf, Andreas Hofers alte Garde, Innsbruck 1932, S. 386 - 388.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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