Josef Graf Hendl


von Rudolf Granichstaedten-Czerva

Josef Nikolaus Graf von Hendl zu Goldrain (bei Schlanders), Kastelbell (bei Latsch) und Jufahl [Juval] (bei Schnals), aus dem Geschlecht jenes Müllers Sigmund Hendl, der den mit dem Kirchenbann belegten Herzog Friedrich mit der leeren Tasche (April 1416) in seiner Mühle in Obermais heimlich beherbergt und hierfür den Adelsstand erhalten haben soll, war am 17. November 1749 in Meran als Sohn des Grafen Josef Jakob Hendl geboren. Er war ein Verwandter jenes Grafen Johann Hendl, dessen Haus, weil er sich als Münzablösungskommissär unbeliebt gemacht hatte, beim Untermaiser „Valuten-Rummel" am 13. Mai 1762 grauenvoll verwüstet worden war. Er diente bei einem österreichischen Kavallerie-Regiment, war also, wie der „Mohr-Graf", ursprünglich k. k. Offizier, machte die Türkenkriege 1788 — 1789 mit, zeichnete sich 1796 — 1799 bei der Tiroler Landesverteidigung aus, weshalb ihn Andreas Hofer anfangs Mai 1809 an seine Seite berief. Man lobte an ihm, der damals schon 61 Jahre alt war, dass er seine Schützen auf eigene Kosten ausgerüstet habe und mit seinen Leuten, die er in guter Ordnung hielt, stets sehr fidel war. Er wurde auch zum Hauptmann der Lanaer Schützenkompagnie gewählt.

Als am 21. Mai Hofer in Sterzing, sein Hauptquartier hatte, wurde ein von FMLt. Chasteler an General Buol abgesandter Kurier von den Bauern abgefangen und die versiegelte Depesche dem Sandwirt überreicht. Dieser scheute sich aber, die Depesche zu erbrechen und reichte sie dem Grafen Hendl, der sich als militärischer Berater in der Umgebung Hofers befand. Hendl zerriss den Verschluss und überraschte Hofer mit der Mitteilung, Chasteler habe dem Buol befohlen, mit seinen Truppen Tirol und damit die Bauern zu verlassen. Am 29. Mai kämpfte Hendl mit seinen Burggräflern beim Gigglberg (bei Natters) und am „Hof in der Eiche" und es gelang ihm, zuerst die Gallwiese und dann den Hußlhof trotz des stärksten feindlichen Geschützfeuers vom Feind zu säubern. Nach dieser Schlacht begab sich Graf Hendl nach Lana.

Am 24. September 1809 kämpfte Graf Hendl mit seinen Meranern in der Kolonne des Martin Firler (geb. 1779, gest. 1837) beim Strub-Pass, vertrieb die Feinde aus dieser wichtigen Position und verfolgte sie mit seinen „jauchzenden Truppen". Am 9. Oktober nahm Hendl eine Rekognoszierung in der Umgebung von Tramin vor und verletzte sich dabei durch einen Sturz über eine Mauer, so dass er kriegsdienst-untauglich wurde.

Graf Hendl, der in 2.Ehe mit Maria Anna, geb.Gräfin Cutti vermählt war, starb in Meran am 9. Dezember 1828. Für seine Verdienste im Jahre 1809 wurde Graf Hendl für die goldene Zivil-Ehrenmedaille samt Kette vorgeschlagen. Sein Porträt hängt in der Speckbacher-Galerie des Berg-Isel-Museums.



Quelle: Granichstaedten-Czerva Rudolf, Andreas Hofers alte Garde, Innsbruck 1932, S. 274 - 275.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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