Kriegsschäden 1808/1809 (Kufstein)


von Ekkehard Hofbauer

Einen interessanten Überblick über die Schäden, die ein Landwirt in der Nähe Kufsteins durch die verschiedenen Kriegsereignisse der Jahre 1808 und 1809 erlitten hat, zeigt das Ansuchen des Franz Anton Probst, Inhaber der sog. Kufsteiner Linie (später „Linererbauer" genannt), um Entschädigung für die erlittenen Zerstörungen und Beraubungen. Dieses Ansuchen ist die Urkunde Nr. 564 (Legat Wagner) im Archiv des Heimatmuseums auf der Festung Kufstein.

Als Ursache der erlittenen Schäden führt F. A. Probst die verschiedenen Ausfälle der bayrischen Festungsbesatzung, Probeschüsse aus der Festung und verschiedene Aufenthalte kaiserlich-königlicher Militär- und Zivilinsurgenten an. Außerdem wurde dem Bauern auch ein Quartier in der Stadt Kufstein durch Brand sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

Der Schaden durch Beschädigungen der Baugründe, Zerstörung von Feldfrüchten und Getreide, aber auch an „Egart" und „Grumath" schätzte der Besitzer auf 200 Gulden. Durch die Zerstörungen am Haus entstand ein weiterer Schaden von 150 fl. führt Probst weiters an:

„Ferner wurden abgenommen:
16 Star Weizen à 3 fl., 4 Star Roggen à 2 fl., 4 Star Gerste à 1 fl. 48 x., 5 Star Türken (Mais) à 1 fl. 30 x., 16 Star Hafer à l fl. 30 x., weiters 9 Klafter Grumath und Heu à 3 fl. 30 x. und 12 Zentner Stroh à l fl. 20 x."

Dann werden weitere Dinge aufgeführt, die entweder geraubt, beschlagnahmt oder zerstört wurden:

„Ein neuer Pflug samt aller Zugebinde 6 fl., ein hölzerner Pflug 2 fl., ungefähr 100 Getreidestiefler l fl. 40 x., 5 Rechen und 6 Sensen 2 fl. 12 x., ein beschlagenes Radpaar 2 fl., ein beschlagenes ganz aufgerichteter Wagen 18 fl., mehrere große und kleine Eisenketten 12 fl., 5 Ackerhauen und 5 Sicheln 2 fl. 15 x., 4 große stehende Gewandkasten 12 fl., 3 größere Gewandtruhen 6 fl., 3 Tische 3 fl., 18 neue Bodenläden 3 fl., 10 Kupfer- und Eisenpfannen 10 fl., ein größerer Kupferkessel 6 fl., Geschirr und kleinere Kücheneinrichtung 3 fl."

Beim Brand in der Stadt entstanden dem Inhaber der Kufsteiner Linie (ehemalige Maximilianische Verteidigungsanlage) in seinem Quartier folgende Schaden:


"5 stehende Gewandkästen 15 fl., 5 größere und kleinere Tische 10 fl., 4 Sessel 4 fl., l tüchners Kammgarn 4 fl., 4 Spinnräder und 2 Haspeln 3 fl. 48 x, für eine unterschiedliche Kücheneinrichtung (Geschirr) aus Messing, Zinn, Eisen und Erden (Ton) 10 fl., an vorrätigem Weizen und Gerste, zusammen von wenigstens 12 Star, 31 fl. 12 x, an gehacktem buchenen Herd- und Ofenholz 18 fl., und 7 Pfund leinwerchenes Garn per 5 fl. 30 x."

Insgesamt stellte Franz Anton Probst, der Inhaber der Kufsteiner Linie, für all diese Schäden und Requirierungen durch das jeweilige Militär 684 Gulden und 37 Kreuzer in Rechnung. Dieser „Specielle Ausweiß" für die Schadens Wiedergutmachung wurde zu Kufstein, am 23. Juli 1810 verfasst. Er zeigt, welche Preise für die verschiedensten Waren und Gerätschaften damals gefordert wurden, aber auch, dass die Bevölkerung im Jahre 1809 große Schäden erlitten hat, die von beiden Seiten der Kriegführenden verursacht wurden.



Quelle: Ekkehard Hofbauer, Kriegsschäden 1808/1809, in: Tiroler Heimatblätter, 52. Jahrgang, 1977, Heft 3, S. 116 - 117.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.