Panorama der Schlacht am Berg Isel bei Innsbruck am 13. August 1809


Kolossal-Rundgemälde von Michael Zeno Diemer
Gedeon Freiherr Maretich von Riv-Alpon

Im Jahre 1893 ging von dem Schriftsteller J. C. Plattner in Innsbruck die Anregung aus, in der Tiroler Landeshauptstadt ein Kolossalgemälde errichten zu lassen, welches eine der denkwürdigen Schlachten am Berg Isel zum Vorwurf haben sollte. Nach verschiedenen Projekten kam die Sache endlich im Herbst 1895 zur Verwirklichung. Der Baumeister D. Niederhofer aus München stellte in 2 Monaten das Gebäude her und der Kunstmaler M. Diemer (der Autor der Schlachtenpanoramen von Orleans und Bazeilles) brachte es fertig, in der kurzen Zeit von Anfang März bis 12. Juni 1896 das über 1000 qm große Rundgemälde auszuführen. Als Mitarbeiter waren die Maler Franz Burger (Innsbruck), sowie W. Flaucher, A. Niedermaier und A. Pätzold aus München engagiert, während der k. k. Oberst Freiherr von Maretich seine neuesten, geschichtlichen Forschungen den Künstlern zur Verfügung stellte.

1. Historischer Überblick

Infolge der Bestimmungen des Waffenstillstandes zu Schönbrunn hatten die kaiserlichen Truppen unter General Buol Tirol verlassen.

Napoleon ließ das Land, um es von neuem zu erobern, zugleich von Norden, Osten und Süden angreifen. Das aus Salzburg ins Inntal vorrückende 7. Armeekorps unter Marschall Lefébvre (I. und III. bayer. Division und thür. Division unter General Rouyer) sollte in Brixen und Bozen die Vereinigung mit den durch das Pustertal, beziehungsweise Etschtal anrückenden französischen Truppen unter Ruska beziehungsweise Peyri bewirken, während das durch Scharnitz und über Reutte vorgehende französische Armeekorps unter General Beaumont durchs Oberinntal über den Arlberg zur Niederwerfung der Vorarlberger abrückte.

Nach der Besitznahme von Innsbruck sendete Lefébvre, Herzog von Danzig, die Diviston Rouyer nach Süden. Sie wurde aber durch die inzwischen von Hofer, Haspinger und Speckbacher aufgebotenen Streitkräfte geschlagen und musste sich nach Sterzing zurückziehen. Der Marschall rückte nun (mit der 1. Div. General Raglovich und der Brig. Oberst Graf Arco) zur Verstärkung Rouyers nach Sterzing, während er 1700 Mann unter General Bourscheidt über Landeck nach Meran entsendete. Trotz mehrerer heftiger Gefechte vermochte Lefébvre nicht bei Mauls durchzudringen. Bourscheidt wurde bei der Pontlazbrücke durch die Oberinntaler und Obervintschgauer fast vernichtet, Ruska im Pustertal zurückgeschlagen, und Peyri erschien überhaupt nicht. Unter diesen Umständen erschien Lefébvre, nachdem er am 10. abends den Rückzug über den Brenner angetreten hatte, am 11. abends mit vollständig erschöpften Truppen wieder in Innsbruck, verfolgt durch Speckbacher und Haspinger, während am nämlichen Tage Generalleutnant von Deroy sowohl bei Hötting, als auch auf der Gallwiese und am Berg Isel durch die Oberinntaler unter Firler, beziehungsweise Georg Bucher von Axams angefallen wurde.

Der Herzog von Danzig, der schon in Sterzing den Plan gefasst haben mag, Tirol zu räumen, wollte einerseits Innsbruck nicht ohne Kampf aufgeben, während er andererseits dem schon lebhaft fühlbaren Mangel seiner Proviantmittel noch aufheben wollte; daher beschloss er, noch einige Tage in Innsbruck zu verweilen. Zu diesem Behuf musste die Division Deroy bei Wilten lagern und Vorposten gegen Süden geben, während die Division Raglovich am Saggen und bei Mühlau biwakierte. Oberst Baron Metzen (3. Div.) stellte die Vorposten gegen Kranebitten.

Die Division Royer besetzte Hall und Volders, die Brigade Arco, die mit der Brigade Graf Oberndorf unter dem General Montmarie vereinigt war, erhielt Auftrag, nach Schwaz zu rücken, um die Verbindung mit Rattenberg zu eröffnen, da die Unterinntaler sich ebenfalls empört hatten und die Rückzugslinie des Marschalls unterbrachen.

Der 12. August verlief ruhig, weil an diesem Tage Hofer mit Haspinger die aus Tirol anrückenden Kräfte sammelte und Speckbacher die Bewohner des Mittelgebirges bei Lans aufbot, endlich Firler die Oberinntaler und Obervintschgauer bei Zirl zusammenzog.

Hofer hatte den 13. August als Angriffstag festgesetzt. Zur Ausführung hatten südlich des Inn

1. Speckbacher (rechter Flügel) mit den Bewohnern des Mittelgebirges unter Angerer und Josef Rangger, dann 14 Kompagnien Meraner unter Josef Valentin Tschöll den Paschberg mit der Sillbrücke, dann Amras zu nehmen;

2. Das Zentrum unter Hofer selbst, bestehend aus Passeirern unter Lauer, Eisacktalern unter Peter Mayr, Wirt an der Mahr, Brixnern und Schabsern unter Paul Kemenater, längs der Brennerstraße vorgehend, den Berg Isel zu besetzen;

3. Haspinger mit dem linken Flügel (Klausner und Villanderer unter Dr. Mayerhofer, Unter-Vintschgauer unter Graf Mohr) über Mutters und Natters gegen Sarntheinhof zu marschieren und sich westlich beim Husselhof und der Gallwiese mit dem dort stehenden Georg Bucher mit den Axamern, Götzensern, Sellrainern, Innsbruckern, Höttingern, dann denen von Mutters und Natters, zu vereinigen;

4. Firler über Kranebitten, Hötting die Innbrücken bei Maria-Hilf und Mühlau zu erreichen.

Die Vorposten der Division Deroy standen vom Peter Bründl am Inn über Berg Isel bis zum Sillfall beim Kloster Wilten; eine Kompagnie des 14. Regiments stand beim Corethof. Die auf den Bergen liegenden Vogelherde und Meierhöfe, unter anderem die Wolkensteinhütte, Schroffenhütte, Sarntheinhof, Buchhütte, Wörndleansitz, waren durch Bayern besetzt.

Nach Empfang der Generalabsolution rückten die Bauern aus ihren Lagerplätzen gegen die bayrischen Vorposten. Die bayrische Generalität hatte sich eben zum Gottesdienste in der Wiltener Pfarrkirche versammelt, als die Meldung über den Anmarsch der Tiroler eintraf. General Deroy ließ das Lager alarmieren und ordnete folgende Aufstellung an:

1. Generalmajor von Vincenti: II. Bat. 5. Inf.-Regts. (Preysing), VII. leichtes Bataillon; 2 Geschütze am Prügelbau;

2. Generalmajor von Siebein: 9. und 14. Inf.-Regt., 2. Batterien bei Wilten;

3. Major von Büllingen mit I. Bat. des 10. Inf.-Regts. (Junker) bei Sillhöfen;

4. Oberstleutnant von Waldschmidt: 1 Kompagnie 14. Inf.-Regts,, 2 Geschütze und 3 Eskadronen des 2. Drag.-Regts., bei Dorf Amras.

Zwischen 1. und 2. rückte später zur Verbindung das 2. Chevaulegers-Regiment ein.

Die erste Division stand in Bereitschaft. Marschall Lefebvre bestimmte 2 Bataillone dieser Division (II. Bat. des 2. Inf.-Regts. und I. leicht. Bat. Habermann) zur Ablösung des Oberst von Metzen nach Hötting.

Um 8 Uhr begannen die Tiroler auf der ganzen Schlachtlinie den Kampf südlich des Inn, erst um 10 Uhr nördlich des Flusses. Nachdem sie die feindlichen Vorposten zurückgeworfen hatten, entspann sich im Zentrum und am westlichen Flügel ein lebhaftes Feuer. Um 9 Uhr drangen Peter Mayr und Kemenater, dann die Passeirer über die jetzige Schießstätte des Kaiserjäger-Regiments über die Buchhütte bis an den Fuß des Berges, wo Leutnant Baron Künsberg mit einer Kompagnie des 9. Inf.-Regiments (Ysenburg) durch tapfere Verteidigung des Wörndlehofes dem Angriff ein Ziel setzte.

Nun stürmte auch Haspinger vor, trieb eine Kompagnie des 9. Regiments von der Wolkensteinhütte und drang mit einem Teil seiner Kräfte zum Sarntheinhof vor. Trotz heftigen Gewehrfeuers der Tiroler fuhr nun die bayrische Artillerie auf und eröffnete ein mörderisches Geschützfeuer gegen die Buchhütte. Bei der Bartholomäus-Kapelle wurden 2 Haubitzen aufgestellt, die gegen den Paschberg, über den die Scharen Speckbachers, und gegen den Lemmenhof, wo Tschöll mit seinen Leuten herabstürmte, ihre todbringenden Geschosse warfen. Einige Kompagnien des 14. Infanterie-Regiments nahmen den Sarntheinhof und drängten einen Teil von Haspingers Leuten in den Wald zurück, wo Leutnant von Muck mit 60 Schützen des 14. Inf.-Regts. die Wolkensteinhütte wieder eroberte. Die bis zum Sillfall vorgerückten Meraner Tschölls wurden durch Abteilungen des 10. und 14. Inf.-Regts. wieder zurückgeworfen, worauf Peter Mayr auf die Höhen am Berg Isel zurückging. Auch bei Annas hatte sich ein Gefecht entsponnen und wurde mit wechselndem Erfolge gefühlt. Gegen 11 Uhr brachte Georg Bucher die Vortruppen des Generalmajors Vincenti zum Weichen. Jetzt stürmten Haspinger, das Tiroler Zentrum und Speckbacher vor und warfen den Feind überall zurück, mit Ausnahme der Kompagnien, die den Sarnthein- und Wörndlehof besetzt hielten.

Gegen 2 Uhr nachmittags hatte Lefébvre, der seit 10 Uhr bei der Wiltener Pfarrkirche das Gefecht selbst leitete, einen neuen Angriff am rechten Innufer angeordnet. Eine bayrische Abteilung sollte am rechten Flügel durch den Hohlweg die Scharen Buchers umgehen, andere Abteilungen des Generals Vincenti griffen den Husselhof an, das 9. und 14. Inf.-Regt. drangen gegen die Wolkensteinhütte und Blumeserköpfl vor. Ein Bataillon des 10. Inf.-Regts. griff den Paschberg an. Der Kampf wurde fast 3 Stunden mit größter Hartnäckigkeit geführt, und waren bayrische Abteilungen bereits auf die Höhen des Berg Isel gedrungen, als Hofer um 5 Uhr die mittlerweile herangezogenen Stubaier unter Pfurtscheller, dann die Steinacher, sowie Matreier ins Gefecht schickte. Der Vorstoß gelang; die Bayern wichen, und Speckbacher stürmte über die Sillbrücke vor.

Lefébvre versuchte noch einen zweiten Angriff bei der Gallwiese und ließ das eben eintreffende leichte Bataillon Buttler einesteils das Wiltener Kloster besetzen, andernteils sollten zwei Kompagnien den Corethof in Brand stecken. Sie erfüllten ihre Aufgabe, wurden aber durch die aufs Neue vorstürmenden Massen Speckbachers und Tschölls zurückgeworfen.

Hiermit endete das Gefecht. Die Bayern behielten im allgemeinen ihre Vorpostenstellung inne, die Tiroler, denen Hofer verboten hatte, in die Ebene zu steigen, zogen sich nach dem Ave-Leuten nach und nach in die benachbarten Ortschaften zurück.

Der 14. August verfloss unter unbedeutenden Plänkeleien, und in der Nacht vom 14. zum 15. räumte Lefébvre Innsbruck, um sich nach Salzburg, bzw. Rosenheim zurückzuziehen.

Andreas Hofer besetzte aber die Landeshauptstadt am Morgen des 15. August.

2. Beschreibung des Bildes

Der Standpunkt des Beschauers ist der Berg Isel, und zwar befindet sich derselbe ungefähr 100 Schritte nordöstlich des Buchhofes. Beim Betreten des Podiums fesselt unsern Blick sofort die imposante Felsmauer der Kalkalpen im Norden von Innsbruck; zuförderst ist es die Sollsteinkette, der südliche Zug des Karwendelgebirges. Am westlichen Ausläufer desselben erhebt sich die senkrecht ansteigende Martinswand (4), den Anfang bildend zu einer glänzenden Gipfelkette, die erst bei Hall ihren Abschluss findet. In dieser erblicken wir zuerst den Höheberg, der durch einen tief eingeschnittenen Grat vom (8) Solstein getrennt ist; hieran reihen sich das vordere und Hintere Brandjoch (9), worauf der Grat wieder absinkt zum Sattel mit der sagenberühmten Frau Hütt (10), einem kleinen, jedoch weithin sichtbaren Felszacken.

In halber Höhe des Berges lagert ein Nebelstreifen, wie er gewöhnlich nach einem Gewitterregen beobachtet wird. In diese langgezogene Dunstschichte mischen sich die Rauchwolken des brennenden Kerschbuch- (5), Allerheiligen- (7), Eltzetaler- und Planötzen-Hofes (11).

In der Ebene zieht sich die lange Pappelallee der Oberinntalerstraße gegen Kranebitten (3) (gerade an der Martinswand). Auf dem Höhenzuge dortselbst kennzeichnet der Rauch des Kleingewehrfeuers den Standpunkt der Oberinntaler und Obervintschgauer, die hier unter der Führung Martin Firlers, Josef Marbergers und von Pemmelburgs Stellung genommen haben. Etwa 100 Schritte davor in der Ebene erblicken wir die bayrische Gefechtslinie unter Oberstleutnant von Habermann, Am linken Flügel 2 Haubitzen unter Oberleutnant Weishaupt, anschließend daran das I. leichte Bataillon Habermann, kommandiert durch Major Fick, dessen Reserven mit einer Eskadron des 2. Dragoner-Rgts. eben durch den Tiergarten nachrücken. Auf dem rechten Flügel auf der Bodenerhebung das II. Bataillon des 2. Inf.-Regts. (Kronprinz) unter Major Obermeier. Weiter im Vordergrunde diesseits des Inn die Hauptstellung der Bayern. Am äußersten rechten Flügel bei der Innkrümmung (1) eilen aufgelöste Scharen (Komp. des II. Bat. 5. Inf.-Regts. Preysing und des VII. leichten Bat. Treuberg) gegen den (nicht sichtbaren) Husselhof; zwei Geschütze sind in lebhaftem Feuer gegen die Gallwiese. Uns nach rechts wendend, sehen wir das 2. Chevaulegers-Regiment (6) in Bereitschaft stehen. Jetzt folgt eine Gruppe von 12 Geschützen, die ihr mörderisches Feuer direkt gegen den Berg Isel gerichtet haben. Auf und neben der Landstraße vor der Wiltener Pfarrkirche (13) rücken Abteilungen des 14. (4. Kompagnie), des 5. (I. Bat.) und des 9. (8. Kompagnie) Infanterie-Regiments nach, eben den (12) Marschall Lefébvre, der mit dem Stabe rechts der Straße hält, passierend. Weiter rückwärts beim Wiltauer Kloster (17) gibt eben Generalmajor von Sibein den Befehl zur Besetzung des Klosters. Vor dem Landgerichtsgebäude Sonuenburg (16) sind 4 Haubitzen aufgefahren, die ihre todbringenden Geschosse gegen die Buchhütte schleudern. Im Hintergrunde liegt Innsbruck (15), vor der Triumphpforte (14) das Dorf Wilten, das 1809 nur eine Straße hatte. An der Stelle des heutigen Bahnhofes war damals das Trainlager aufgeschlagen. Bei der Bartholomäuskapelle (19) an der Sill finden wir weitere zwei Haubitzen, die ihr Feuer gegen den Lemmenhof gerichtet haben. Im Vordergrunde schlägt eben eine Granate in einen Föhrenstamm (18); aus dem Waldesdunkel stürmt bayrische Infanterie (Schützenabteilung und 7. Kompagnie des II. Bat, 9. Inf.-Regts.) gegen die Tirolerscharen; es ist dies die Stelle, auf welcher heute das Museum, das Denkmal und die Schießstätte stehen. Dem Beschauer zunächst finden wir eine Tiroler Schützenlinie in schwerer Bedrängnis; es sind Bauern aus verschiedenen Tälern. Hier ein Sarntaler Fahnenträger, der um Verstärkung zurückruft, da das Häuflein sonst dem Angriff der Übermacht nicht länger standhalten kann; dort zwei tote Bayern, Zeugen des schon um die Mittagsstunde abgewehrten blutigen Ansturmes. Es folgen nun einige Wipptaler mit violetten Röcken, Sterzinger und eine Gruppe Sarntaler. Tief hinunter reicht nun unser Blick bis zur Sillbrücke (22) über die gerade Schützenmajor Speckbacher mit dem Teil des Landsturmes von Igls, Lans und Tulfes anrückt, die Brücke verteidigend, während der andere Teil vom Waldrand aus durch lebhaftes Feuer den Ansturm der Bayern zu  vereiteln sucht, die auf den Amraser Feldern von den Sillhöfen (20) (I. Bat. 10.) her, sowie neben Dorf Amras (1. Komp. 14. Inf.-Regts.) gegen den Paschberg vordringen. Vor dem Dorfe sind 2 Geschütze zur Unterstützung des Angriffes in Tätigkeit, im Hintergrunde stehen 3 Eskadronen Chevaulegers in Bereitschaft.

Hoch darüber baut sich in majestätischer Ruhe die Bettelwurfspitze (21) auf, rechts reicht unser Blick weit hinweg über (24) Hall gegen Unterinntal und das im Abendrot erglühende Kaisergebirge. Hieran schließt sich das Kellerjoch (28) bei Schwaz; davor Schloss Amras (27) und der brennende Coret-(Lemmen-)Hof (29). Eben stürmen hier die Meraner unter Kommandant Tschöll den Paschberg hinunter. Links im Vordergrunde, wo eben die Granate eingeschlagen, eine Gruppe Sarntaler Schützen mit hochroten Jacken (23), daneben die Feuerlinie der Pustertaler. Der Schützenhauptmann mit emporgehobenem Säbel ist der edle Peter Mayr, Wirt an der Mahr (26); ihm folgen seine Leute aus dem Eisacktal, ferner solche von Eggental (30), an ihren gelben Rücken erkenntlich.

Oben auf dem Hügel spendet ein Geistlicher einem Sterbenden den letzten Trost; am Hause daneben steht ein Häuflein gefangener Sachsen (31), die nach tapferer Verteidigung die Waffen strecken mussten. Der tapfere Thalguter (32) führt eben seine Schützen im Sturm an der Hütte vorüber; es sind Leute von Allgund und Lana. Dem Beschauer zunächst, hinter einem Zaune, der nur schwache Deckung bietet, eine Abteilung Passeirer, die ein mörderisches Feuer unterhalten; alte Greise mit silbergrauem Haar, selbst sie bieten ihre schwachen Kräfte auf zur letzten verzweifelten Abwehr; hier reicht eben eine Dirne einem Verwundeten ein Glas Wein (36), während sie die andere Hand auf die von feindlichen Kugeln ins Fässchen geschlagenen Löcher presst, damit der Inhalt nicht verloren gehe.

Oben auf dem Hügel ist soeben der Oberkommandant Andreas Hofer (33) erschienen, um von hier aus persönlich seine Anordnungen zu treffen. Die imponierende Ruhe, die der biedere Sandwirt stets bewahrte, bildete auch hier einen eigenartigen Gegensatz zu der Lebhaftigkeit seiner Umgebung. Zu seiner Linken die schon erwähnten zwei Klosterherren, rechts sein Adjutant Pultscher (34) und der Landesschützen-Major Graf Hendl (35). Neben den Trommlerbuben hält ein Bursche Hofers Pferd. Begeistert schwingt ein anderer die Fahne, trotzdem hart vor ihm eine Granate einschlägt; daneben ohne Deckung dem feindlichen Kugelregen trotzend, der Schützenhauptmann Georg Laner (38), mit feuriger Gebärde seine tapferen Passeirer zum Aushalten anspornend. Auf einem Schimmel reitend, führt Schützenmajor Graf Mohr (37) die Vintschgauer ins Treffen.

Nun reicht der Blick zurück zum Berg Isel Hohlweg (40), wo die tapfer vorstürmenden Bayern des 9. Inf.-Regts. (1. und 2. Komp.) den wie ein Bergstrom hervorbrechenden Kompagnien derer von Natters, Mutters, Steinach, Stubai im Vereine mit österreichischen Soldaten (39) nicht mehr Stand halten können; ebenso geht es auf den Feldern, wo allenthalben aus dem Walde hervorstürmende Schützen den letzten verzweifelten Vorstoß des Marschalls Lefebvre zurückweisen. Im Vordergrunde fesselt uns hier vor allem das mörderische Handgemenge der Eisacktaler, die unter persönlicher Anführung des Kapuziners Joachim Haspinger (41) gegen die 3. Komp. des 9. bayer. Inf.-Regts. vorstürmen. Der Oberleutnant Hildel (mit der Pistole) und Leutnant von Schrottenberg werfen sich an der Spitze dieser Kompagnien dem heldenkühnen Pater vergebens entgegen.

Beim Kratzelbrunnen (42) erscheint eben die 4. Komp. des 9. Inf.-Regts., während die 5. und 6. neben dem brennenden Wörndle-Ansitz (44) vorbeistürmen.

Beim Sarntheinhof (43) befinden sich die 1. und 2. Kompagnie des 14. Regiments im hartnäckigen Gefechte gegen die am Waldrande befindlichen Tiroler, während die 3. Kompagnie zur Unterstützung ihrer hartbedrängten Brüder herbeieilt.

Über diese bewegte Gruppe hinweg schweift der Blick in das von der goldenen Abendsonne verklärte Oberinntal, aus dessen Hintergrund die Heiterwand (2) hervorlugt.



Quelle: Gedeon Freiherr Maretich von Riv-Alpon, Panorama der Schlacht am Berg Isel bei Innsbruck am 13. August 1809, Kolossal-Rundgemälde von Michael Zeno Diemer, Innsbruck 1911.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.