Die Sandwirts-Zwanziger


von Rudolf Granichstaedten-Czerva

Nach der zweiten Berg-Isel-Schlacht machte sich in Innsbruck eine sich immer steigernde Münznot fühlbar, weshalb der kaiserliche Intendant Josef Freiherr von Hormayr in der alten Landesmünzstätte zu Hall vom Meister Jolliot als „Notgeld" Silbermünzen (Zwanziger) prägen ließ, welche auf der Reversseite den bekränzten Tiroler Adler mit der Unterschrift „Gefürstete Grafschaft Tirol", auf der Aversseite die Inschrift „20 Kreuzer" und die Umschrift „Nach dem Konventionsfuß" enthalten. Der Finanzminister Andreas Hofers, Finanzrat Dr. Josef Rapp, brachte das für die Prägung erforderliche Feinsilber, teils aus dem Brixlegger Schmelzwerk, teils durch Ankauf bei Privaten zusammen; sogar entbehrliches Kirchensilber sollte, bischöfliche Genehmigung vorausgesetzt, verwendet werden.

20 Kreuzer Tirol 1809

20 Kreuzer 1809
"Nach dem Conventions Fuss"
"Gefürstete Grafschaft Tirol"
Sammlung Morscher privat

Die ersten Hofer-Zwanziger wurden in Innsbruck am 14. Juli 1809 ausgegeben und erregten den Beifall des Tiroler Volkes. Das Brixlegger Werk lieferte über 109 Mark Feinsilber, bei 58 Mark Blicksilber und für die Legierung 19 Zentner Kupfer an das Münzamt in Hall. Der Oberverwalter von Brixlegg erklärte, wöchentlich 60 Mark Feinsilber an die Münze abgeben zu können. Mehrere Private von Hall lieferten 100 Mark Silber, ebenso viel kam von Innsbruck. Rapp musste wegen der Zwanziger eine eigene Kommissionsreise machen und ermunterte hierbei durch öffentliche Bekanntmachungen zur Silbereinlieferung. Nur der Münzmeister in Hall hegte Bedenken wegen eines neuen feindlichen Einfalles, bei dem die angesammelten Silberquantitäten wieder eine Beute des Feindes werden könnten. Die Ausprägung durch den Münzmeister ging sehr rasch vonstatten. Auch Kupfermünzen von ähnlichem Gepräge wurden hergestellt (zu 1 Kreuzer).

Im ganzen sollen, nach Rapps Angabe, 3000 Silber-Zwanziger an die Kriegskassa in Brixen eingeliefert worden sein. Den Stempel zu den Münzen soll nach Angabe J. J. Stafflers der Innsbrucker Uhrmacher und Gastwirt Josef Beyrer (gest. nach 1840) verfertigt haben. Die Sandwirts-Zwanziger, wie diese Münzen, da sie unter der Regierung Hofers in Umlauf waren, später genannt wurden, waren die letzten Münzen, die in dem einst so berühmten Haller Münzwerk geprägt wurden; Hubert Josef Jolliot war der letzte Münzmeister von Hall. Wir wollen ihm ein eigenes Kapitel widmen.

Das Museum Ferdinandeum in Innsbruck verwahrt den Vorderseite-Prägestempel, den es von den Nachkommen Beyrers erhalten hat. Der k. k. Konservator Josef von Kolb-Kolbenthurm in Linz a. D. hat eine kleine Monographie (1880) über die Tiroler Zwanziger geschrieben, und hiebei zirka 50 Abarten (Varianten) im Stempel konstatiert und beschrieben. Auch hervorvorragende Numismatiker und Sammler, wie Prof. Dr. Arnold Busson, Archivar P. Jakob Wichner (Admont), Prof. Dr. Franz v. Wieser, Appel, Wellenheim, Neumann, Morosini u. a. haben sich mit der Erforschung dieser Münze befasst.

Die Hofer-Zwanziger haben keinen großen Seltenheitswert; deswegen wurden sie auch bisher nicht gefälscht, da sich eine Fälschung bei den großen Herstellungskosten nicht rentiert. Als Anhängsel, Schützenpreise und von Fremden sind sie aber noch immer sehr gesucht.

Die Ansicht, dass die Ausprägung von Münzen ein Eingriff Hofers in das Münzregel des Monarchen war, ist deshalb unrichtig, weil die Prägung der Hofer-Zwanziger von dem mit kaiserlichen Vollmachten ausgestatteten Intendanten von Hormayr angeordnet wurde. (Dekret Innsbruck, 26. Juli 1809.)

Als Andreas Hofer im Festungswall zu Mantua im Karree den zur Exekution befohlenen Grenadieren des zweiten Bataillons des 13. französischen Linien-Infanterie-Regiments gegenüberstand, schenkte er dem Kommandanten der Truppe, dem Korporal Michel Eiffes (geb. 1780, gest. 1849), das letzte Geldstück, das er noch besaß: einen Haller-Zwanziger und sagte dabei, die Münze erinnere ihn an sein geliebtes Vaterland. Dann rief Hofer: „Gebt Feuer!"

Quelle: Granichstaedten-Czerva Rudolf, Andreas Hofers alte Garde, Innsbruck 1932, S. 59 - 60.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.