Catharina Lonz, das „Mädchen von Spinges" (1771-1854)


von Merch Graffonara

Offen gesagt: Es tut einem leid, dass Geburtsdatum und Tauf- und Schreibnamen des ladinischen Mädchens von Spinges immer falsch angegeben werden.
Man wird sicher zum 200. Jahrtag der Kämpfe in Spinges am 2. April 1797 Jubelfeiern veranstalten: Dass ihr dort wenigstens die richtigen Daten und Namen zugeschrieben werden!
Selbst den Historikern Anselm Sparber, Franz Kolb, Karl Klaar u. v. a. sind diese Fehler unterlaufen.
Fotokopien der Taufmatrikel sind gemacht worden (vgl. Ennebergs Pfarrmatrikelbücher ab 1605: II. Taufbuch, S. 521, heißt es):

Die 21.ma Itbris 1771.
Catharina filia legitima Mathäi Lonz et Mariae de Trebo honoratorum Coniugum nata hora 11 ma de nocte Baptizata fuit a R. D. Joanne Bapta. Wassermann Coopt-e tenente ad S. fontem Maria Coneiderin ...

Unsere Ladiner Heldin ist also nicht am 21. September 1771 in St. Vigil i. E.
geboren, sondern am Tag vor der in der Mutterpfarre Enneberg erfolgten Taufe:
am 20. September.

In Italien sind die Standesämter mit 1. Jänner 1924 eingeführt worden: in Österreich 1938. Mit Tauf- und Schreibnamen ist man heute - und mit Recht - sehr genau: Es kommt auf jeden Buchstaben an. Würde man es auch mit unserer am 8. Juli 1854 in Andraz verstorbenen und im Buchensteiner Pfarrfriedhof mit militärischen Ehren begrabenen Catharina so machen!

Der Familienname Lonz

Erstmals scheint 1695 der Schreibname Lonz im Enneberger Taufbuch I, S. 508, bei Maria des Mathäus und der Brigitta auf.
Taufbuch II weist von 1719 bis 1737 die Lonzbezeichnungen der Geschwister Brigitte, Antonius, Mathias, Christianus, Margaretha, Christianus, Agnes, Petrus (späterer Dominikanerordensbruder), Petrus und Matthäus auf.
Taufbuch II, S. 366 - 521, bringt die Familie unserer Heldin: Mathias des Joannes Lonz, Bauherr zu Rost und der Maria da Plazores (getraut in Enneberg am 26. Feber 1753) mit Maria de Trevo, hatten diese neun Kinder: Lonz Joannes, Joannes Jacobus. Maria, Josephus, Andreas, Anna, Franciscus, Maria und CATHARINA.
Der zweite Band des Taufbuches endet mit 20. April 1784.
Band III bringt erstmals 1801 auf S. 39 den „neuen" Schreibnamen. Da war dann schon wieder ein anderer Pfarrer und Dekan da, der die Taufen eintrug.

Der Familienname Lanz

Durch ihn wurden die Lonz zu Lanz. Warum sich das vollzog, entzieht sich meiner Kenntnis, und ich finde auch keine annehmbare Erklärung dafür.
Da haben wir die Geschwister der Catharina Lonz, die in ihren Kindern zu Lanz werden: so die 13 Kinder des Joseph und der Maria Rottonara: Joseph, 18.
April 1801, dann Antonius, Matthäus, Maria, Theresia, N. N., Josephus, Agnes, Anna, Elisabeth, Marianna, Antonius und Antonius, geb. am 26. Dezember 1823.
Auch nachher alle „Lanz".
Die ersten zwei Trauungsbücher unserer Pfarrei führen die Schreibnamen Lonz an; die weiteren dann Lanz.

Noch etwas zur Spingeser Schlacht. Franz Kolb führt im Buch „Das Tiroler Volk in seinem Freiheitskampfe 1796-1797" (Innsbruck-Wien-München 1957) weitere Sachen an. Catharina kam dann als Wirtschafterin oder „Häuserin" zuerst nach Colle S. Lucia und dann nach Andraz zum Kuraten Jan Maneschg: anscheinend ein Verwandter zu ihr. Sie wollte keine Ehrengaben annehmen, sie schwieg sich am liebsten über ihren Mut in Spinges aus. Manche wollen sogar behaupten, dass sie sich Gewissensbisse machte wegen eventueller Verwundungen von französischen Soldaten, dass sie sich sogar schämte. Ein Bruder des Kuraten, der spätere Priester Karl Maneschg, „lockte" ihr beim Besuch des Bruders manches über das Jahr 1797 in Spinges heraus, schrieb es auf und konnte von Anselm Sparber zur Verteidigung der Ladinität Catharina Lonz verwendet werden.



Quelle: Merch Graffonara, Catharina Lonz, das "Mädchen von Spinges" (1771 - 1854), in: Der Schlern, Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, 69. Jahrgang, 1995, 5. Heft, Mai 1995, S. 300 - 301.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.