226 - Erzherzog Johann


standen im Mittelpunkt der darauf gerichteten Vorbereitungen, ohne, wenigstens für die einleitenden Schritte, vom Kaiser oder von Stadion autorisiert zu sein. 1) Johann, der warmherzige Freund der Alpen und ihrer Söhne, hatte, ohne etwas Rühmliches leisten zu können, 1805 Tirol verlassen müssen. Schmerzerfüllt nahm er am Brenner Abschied vom geliebten Lande: „Ich hoffe aber mich bald wieder in eurer Mitte zu sehen", in Sterzing und Bruneck drückte er noch bäuerlichen Hauptleuten die Hand mit den Worten, es werde gewiss noch die Zeit kommen, da er zu seinem Vergnügen unter den Tirolern weilen würde. 2) Voll Sehnsucht und mit dem lebhaftesten Interesse blieb das Auge des Prinzen dem Lande, der alten Stammburg seiner Grafen zugewendet. 3) In einer Denkschrift an ihn, wo Gentz für die Beteiligung Österreichs am preußischen Kriege gegen Napoleon handelt, wird unter anderem auch eine „Elektrisierung" Tirols empfohlen. 4) Das war noch verfrüht. Aber ein eifriger Wechselverkehr zwischen Johann und den Tiroler Freunden wurde ohne Unterbrechung forterhalten. Nicht bloße Neugierde über das, was in Tirol geschah, fesselte die Aufmerksamkeit des Erzherzogs an diese Korrespondenz, sondern Gedanken an Zukünftiges, die sich ihm schon in demselben Augenblick aufdrängten, da er die Kunde vom Verlust des Landes bekam. 5)

Schon begegneten wir den Beziehungen Johanns zu Baron Reinhart und Giovanelii, seiner Mitarbeiterschaft an Dipaulis Sammler. Reinhart lieferte ihm Kopien bayrischer Regierungserlässe und der zwischen

1) Hormayr an E. Johann, 5. Sept. 1816: „Ich habe 1809 die ganze Unternehmung bloss mit E. k. H. verhandelt, keine Zeile mit der Polizeihofstelle." Zeit-und Lebensbilder I, 2. p. 423. Chasteler an Graf Wenzi Colloredo, 16. April 1809: ,Hormayr war der Mittelpunkt bei den Vorbereitungen zum Tiroler Aufstand." J. M.
2) Diese Abschiedsszene wurde unter dem Eindruck der Ereignisse von 1809 in bayrischen Schriften übertrieben als Komplott zur Vorbereitung des Aufstandes gedeutet. Klier, Österreichs letzter Krieg (München 1810) p. 282; Der Bayer und der Tiroler (ohne Ort, 1809).
3) Ein Repertorium (J. W.) verzeichnet: E. Johann wünschte aus dem Schlosse Tirol von den alten Rüstungen 50 Pfeile, 2 Bogen und einen Köcher zum Andenken zu bekommen.
4) Krones, Zur Gesch. Ost. im Zeitalt. d. tranz. Kriege p. 64. Die Denkschrift v. 29. Sept. 1806.
5) Antwort des E. Johann an E. Karl (29. Dez 1805, A. F.) auf die Mitteilung des Friedensschlusses: „Da wir jetzt unsere feste Bastion verloren und nur noch zwei Kurtinen behalten haben, so wäre es notwendig, das Loch zu stopfen, und sollte der Staat auch mehrere Millionen Bankozettel ausschneiden müssen. Ich getraue mich in längstens vier Jahren Salzburg und Villach nach einem soliden, wohlfeilen System als Festungen herzustellen, aber die Mittel müssen dazu gegeben werden. Ich glaube nicht an langen Frieden, und so könnte uns diese Maßregel die schlechten Friedensbedingungen für die Folge erträglicher machen und den Weg für künftige Zeiten bahnen, wieder Provinzen zu erobern, die uns notwendig sind."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 226

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.