238 - Berufung von Vertrauensmännern


die Stellung der feindlichen Hauptstärke bestimmen. In Kärnten will er seine Kräfte sammeln, um sie durch das Drautal nach Tirol oder über Ponteba und Predil nach Italien zu bringen: „bei Villach die Truppen sammeln, den Feind schlagen, das Venetianische und Tirol südlich des Brenner vom Feind säubern, bis an die Etsch gehen, Südtirol halten, die Brennerstrasse öffnen und sichern, das Weitere wird die Zeit lehren".

Im Besitz der prinzipiellen kaiserlichen Zustimmung baute der Erzherzog an seinem System in Bezug auf Tirol weiter. Der Bausteine, soweit es Stimmungsberichte waren, hatte man im Laufe der Jahre genug gesammelt, jetzt galt es, ein Aktionsprogramm zu entwerfen und zu vereinbaren. Dazu genügte der briefliche Weg nicht mehr. Man musste sich von Mund zu Munde aussprechen. Also Beratung in Wien. Selbstverständlich war es, dass nur die allervertrautesten zuzuziehen waren und von diesen nur solche, deren Reise am wenigsten auffällig erschien. Die Auswahl überließ man den Freunden in Tirol selbst. Denn das Ladeschreiben, 1) welches Steger an Nessing zu richten hatte, redet in seiner Bildersprache nur vom „Vater der Braut samt seinen lieben Brüdern im Etschland, auch denen vom Inntal nebst dem Bärtigen", die sich einfinden sollten. Der Uneingeweihte kann daraus nur den Sandwirt, als den Bartigen, erkennen. 2) Entsprechend der Wichtigkeit des Briefes fiel auch die Wahl seines Überbringers auf einen besonders vertrauten. Dies war Peter Huber, Wirt in Bruneck, welcher Älpenkräuter sammelte und damit Handel trieb. 3) Er hatte eben, wie zu wiederholten Malen, eine Kollektion von dieser seiner Ware dem Erzherzog abgeliefert und nahm auf der Rückreise den bedeutsamen Brief zur Bestellung mit. Als Nessing ihn gelesen, überbrachte ihn Huber dem Sandwirt und nach diesem dem Herrn Josef von Morandell in Kaltem, einem alten Freunde Hofers. Die vier Männer fühlten das Bedürfnis, unter sich zu Rate zu gehen. Im Weiler Frangart, im „Buschen" Bernhards v. Eyrl, trafen sie sich zu intimer Aussprache. 4) Sie einigten sich dahin, dass ihrer drei: Hofer, Huber und Nessing, die Wiener Reise wagen sollten. Morandells Anschluss wurde für zu gefährlich gehalten. Nessing reiste, angeblich um Kaffee einzukaufen, über Triest; in Klagenfurt traf sich die Reisegesellschaft und setzte von da aus gemeinschaftlich den Weg in die Kaiserstadt fort. 5)

1) Rapp, p. 56.
2) Nach Vordermayr „Hager, Wintersteller und Oppacher" p. 17 weilte Hofer im Sept. 1806 bei Hager in Oberndorf und schrieb von dort an den Erzherzog mit der Bitte um Rückantwort an den vertrauten Hager. Eine andere Beziehung Hofers zu Johann vor 1809 ist nicht bekannt.
3) Daher sein Hausname Kreitter (Kräuter) Peter
4) Bericht Giovanellis, auch angeführt in einer Eingabe für Nessing v. J. 1834. A. G. Unter die Vertrauten zählt Jordan auch Herrn v. Lobenwein in Kaltern.
4) Unmittelbar vor der Abreise (16. Januar) erhielten sie noch 500 G. in Banko-zetteln zur Deckung der Auslagen zugestellt.   Nessing suchte seiner Abreise das Auffällige in den Augen der Behörde möglichst zu benehmen. Durch den Rentbeamten v. Klebeisberg bewarb er sich um einen Pass, indem er vorgab, einer beim Kriegsausbruch erfolgenden Preissteigerung des Kaffees wolle er durch zeitlichen Einkauf zuvorkommen. Dabei bat er noch, man möge seine Triester Reise dem Bozener Kaufmann Holzhammer, bei dem er sonst seinen Bedarf zu decken pflegte, verheimlichen, damit nicht ein Verdruss entstehe.  Michael Stautners Bericht a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 238

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.