241 - Beratung mit den Bauern


Finanzsachen, immer voll Ressourcen in augenblicklichen Geldverlegenheiten“. Sehr eingehend unterhielt man sich über die im Lande dienende Beamtenschaft. Am schlimmsten zu sprechen waren die Bauern auf jene Landsleute, welche „nicht schnell genug ihre Ergebenheit gegen Bayern bezeugen konnten und, wie Graf Welsperg, die strengsten Ausführungsorgane für die neuen Verordnungen abgaben“. Auch der „sonst würdige und kenntnisreiche“ Dipauli sei „mit ähnlicher Wohldienerei“ in den Augen des Volkes gesunken, „obgleich im Herzen gut österreichisch“. Diese Herren wollten die Bauern von den wichtigen Geschäften ausgeschlossen wissen. Als Ersatz dafür wiesen sie auf Moll und Hormayr. Natürlich kam man auch auf das Landesverteidigungswesen zu sprechen. Die Abgeordneten kannten die Mängel der Miliz, wie sie 1805 bestand; weit besser gefiel ihnen die jetzt in den österreichischen Provinzen eingeführte Landwehr und sie empfahlen für Tirol etwas ähnliches, nur sollten die bereits einrollierten Scharfschützen eigene Kompagnien bilden dürfen. Auf die Frage, wen sie zum Kommandanten wünschten, nannten sie Chasteler, Laudon, Swinburne und den Oberst Neipperg. Recht verständig fand Johann, was seine Freunde über Befestigung der wichtigsten Sperrpunkte und Anlegung armierter Plätze vorbrachten. Die von einem der Bauern vorgeschlagene Überrumpelung von Kufstein erschien dem Erzherzog als ein geeigneter „Anfang, der gewiss großen Eindruck auf das Volk machen würde“. Bei der Umfrage Johanns, wie es denn augenblicklich mit dem Kriegsvorrat im Lande stehe, wurde ihm geantwortet, Gewehre hätte man genug, aber nicht viel Pulver. Darauf ermunterte er sie, mit allem Fleiß an sichern Orten Pulver und Blei zu sammeln und auf die Pulvermühlen ein wachsames Auge zu haben. Gegen Schluss der Besprechungen kamen die Deputierten nochmals darauf zurück, man möge nach Besetzung des Landes ja nicht vergessen, dasselbe von „Übelgesinnten“ zu reinigen. Womit sie begonnen, damit nahmen sie auch ihren Abschied: baldigste Befreiung, sonst sei zu fürchten, dass die Bayern das Land von allen Verteidigungsquellen entblößten, die letzten Stiftungen und Fonde noch verschleudern oder nach München ziehen. Die Tiroler hätten sagen hören, im Kriegsfalle würden nicht die Bayern, sondern die Franzosen Tirols Verteidigung auf sich nehmen, und so „jede Äußerung unschädlich machen“. Jetzt noch, versicherten sie, sei das Land aller Verteidigungsmittel entblößt, es seien nur 2500 Mann gegenwärtig, während vielleicht bei längerem Aufschub ein Zustand eintreten könnte, bei dem Tirols Eroberung viel Blut kostet, ohne dass Österreich vom guten Willen des Volkes gleich im Anfang Vorteil ziehen könnte. In einem gedrängten Aufsatz wurden die geäußerten Wünsche überreicht. 1)

1) Der Erzherzog bemerkt darüber: „Als den eigentlichen Hebel hatten die Abgeordneten das Versprechen der Wiederherstellung ihrer alten berühmten Verfassung begehrt, an dieser Verfassung hing das Herz des ganzen Volkes, und es hatte recht.“
Wer mag die Schrift gestellt haben? Nach dem, was ob. p. 67 gesagt wurde, ist schwer an einen bäuerlichen Verfasser zu denken. Soll er vielleicht in Bozen zu suchen sein? In der „Geschichte der Deportierung der bayrischen Zivilbeamten" II, p. 78 wird wenigstens behauptet, Nessing sei mit Zustimmung des Kanzlers Plattner nach Wien gereist. Wenn nicht an Bozen, wird man jedenfalls an Hormayr denken dürfen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 241

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.