242 - Vereinbarungen mit Hormayr


Johann fand die Zusammenstellung lückenhaft und verfasste auf Grund der Besprechungen selbst eine Schrift, um sie dem Kaiser und Stadion zu übergeben. Man verabredete weiter, wie im Lande sich alles bereit machen soll, um beim ersten Aufruf sich allenthalben zu erheben, sobald das vereinbarte Zeichen gegeben wird. Johann entließ sie mit der Versicherung, es könne nicht mehr lange dauern, aber bis dahin möge man Geduld haben, keinen Verdacht erwecken.

Vor der Abreise beschied sie Hormayr auf seine Kanzlei im Staatsarchiv und brachte da, es war am Lichtmesstage, in ihrer Gegenwart jene Gedanken zu Papier, die sich bei den Beratungen mit dem Erzherzog und mit dem Freiherrn als Richtpunkte für das Verhalten vor dem Aufstand und bei Beginn desselben herauskristallisiert hatten: Losbruch am 12. März, Verbot aller schriftlichen Avisos, nur geheim und mündlich tragen Vertraute die Botschaften von Ort zu Ort, in Kirchen und Wirtshäusern kann man sich treffen; wer unvorsichtig ist, und wärs auch nur im Rausch, soll dem Verkehr entzogen und auf Einöden entfernt werden; die Geistlichkeit einzuweihen ist gefährlich, höchstens die leidenschaftlichsten darunter und die von Bayern schwer beleidigten Bettelmönche sind heranzuziehen; da die Bayern die Magazine schlecht zu versorgen scheinen, müssen die Wirte sich bei Zeiten mit Vorräten jeglicher Art für die einrückenden Österreicher versehen; der Verkehr zwischen Stadt und Land ist von jetzt an auf das Notwendigste einzuschränken; von zwei Seiten her werden die Kaiserlichen kommen: über Pustertal und von Salzburg; feindliche Durchzüge durch Tirol müssen aufgehalten, verfolgt, beschossen und vereitelt werden; die bayrischen Kassen soll man nicht flüchten lassen; alles ist bereit zu halten, um Brücken und Wege abzutragen oder herzustellen; Steinlawinen sind vorzubereiten; die Ankunft der Österreicher künden nächtliche Kreidefeuer, bei Tag andere verabredete Zeichen; mit der Schweiz sind Einverständnisse schon angeknüpft; der allererste Gewaltakt soll der nächtliche Überfall auf die Festung Kufstein sein. Im Besitz dieses buntscheckigen Programms, das die Nervosität seines Diktators nicht verleugnet, wurden die Tiroler von Hormayr entlassen. Beim Weggang wurde ihnen noch eine Rolle Dukaten mitgegeben zur Verteilung an sichere Wirte, damit dieselben Bestschiessen bei ihren Häusern veranstalteten und umso unauffälliger dabei die Männer um sich sammelten.

Diese Abordnung war zweifellos die wichtigste, sie war aber nicht die einzige. Hatte ja schon Stegers Einladung auch von



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 242

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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