243 - Andere Bauerndeputationen


Nordtirolern gesprochen. Hofer betrieb die Schickung auf seiner Heimreise über Salzburg bei Wintersteller, dem reichen und angesehenen Wirt in Kirchdorf. 1) Auf dessen Betreiben machten sich drei Bauern auf den Weg: Simon Fiechter, Krämer in Fieberbrunn, der Wirt Johann Rainer von Söll und Christian Wörgutter von Kirchdorf. 2) Sie waren voll des Eindruckes, den in eben diesen Tagen die Durchführung der Konskription im Lande machte, und hielten es für zweckdienlich, in Wien einen „gestempelten“ Rekurs an den Kaiser gegen das verfassungswidrige Unterfangen der Bayern zu überreichen. Treuherzig meinten sie: wenn Hunderte und Hunderte von jungen Burschen entfliehen und an ihrer statt Hausväter und ältere Leute in den Gemeinden ausgehoben werden, wer soll dann noch übrig sein, um für den Kaiser die Waffe zu ergreifen! Hormayr suchte sie zu beruhigen und sie vor „etwaigen unzeitigen Schritten“ zu warnen und gab ihnen dieselben Direktiven mit wie der früheren Abordnung. Während der Unterredungen benützte der Freiherr die drei Unterländer auch zu einer Art Generalprobe. Schon hatte er einen Aufruf entworfen und den las er den Bauern vor, um zu sehen, ob er „nicht überstudiert und der Fassungskraft der unteren Volksklasse genug angepasst“ sei. Hochbefriedigt beobachtete er „eine unvermutete Wirkung“ und fühlte sich „vollständig beruhigt“. 3) Am 2. März wurden sie, ausgestattet mit Empfehlungen an den Grafen Aichold in Salzburg, verabschiedet.

Auch noch von anderen Tirolern geschieht in den Akten kurze Erwähnung, welche zu derselben Zeit und zu gleichem Zwecke nach Wien gekommen seien: Prosinger, ein Wirt von Kirchbüchl, der Wirt Kern von Achental, Praxmarer von Reith, welche alle der Seefelder Schmid Gruber zur Reise aufgeboten habe, desgleichen der Nagelewirt in Steinach und Karl Freiherr von Lichtenthurn.

Mit der Zurückkunft der Verordneten begann für sie eine Zeit der regsamsten Werbetätigkeit. Nicht alle benahmen sich trotz der Belehrungen Hormayrs mit demselben Geschick. Namentlich den Unterinntalern saß das Herz auf der Zunge. Sie nächtigten beim Postmeister in Unken und ließen sich heraus, sie seien als Deputierte der drei unterinntalischen Gerichte beim Kaiser gewesen und dort habe man ihnen versprochen, die Einstellung der Rekrutierung, weil dem Friedensschluss widersprechend,

1) Stampfer, Andr. Hofer p. 33.
2) In Hormayrs Taschenbuch 33. Jahrg. p. 144 wird auch Oppacher als Abgesandter genannt. Es dürfte Verwechslung vorliegen, wie denn dieser Aufsatz (über Speckbacher) manche Unrichtigkeiten enthält. Vgl. Rapp, p. 79.
3) Hormayr an E. Johann, 2. März 1809. A. J. In bayrischen Akten werden auch Worte des Kaisers zitiert, die derselbe persönlich an diese drei Bauern gerichtet. Aber sie haben so wenig wie Hofer und Genossen den Kaiser gesprochen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 243

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.