246 - Hofers Rückreise


Es ist begreiflich, dass die Quellen über die unmittelbar vorbereitende Tätigkeit sehr spärlich fließen. Ist ja fast alles nur auf mündlichem Wege abgemacht worden. Aber auch das Wenige, was erhalten ist, zeigt, dass der Sandwirt die weitaus rührigste und erfolgreichste Agitation entfaltete. Der große Bekanntenkreis, den er mit seinen häufigen Marktbesuchen und dem ausgebreiteten Pferde- und Branntweinhandel sich erworben, kam ihm dabei sehr zu statten. Hofer kehrte von Wien über das Salzburgische zurück. Seine Ankehr bei Wintersteller hatte, wie wir wissen, die Sendung inntalischer Männer nach Wien zur Folge. Durch das Unterinntal herauf reisend, suchte er die Freunde auf, denen er sich anvertrauen konnte. Solche waren Simon Laimböck vulgo Kofler von Stumm, nach bayrischer Beschreibung „ein Bauernadvokat und verschmitzter Rosshändler mit allen Eigenschaften eines Bauernmatadors“ 1), der Wieselerwirt in Volders, Andreas Angerer, welcher die Bearbeitung des Gerichtes Rettenberg auf sich nahm, 2) Martin Firler, der dem Sandwirt beim Leonhardskirchlein unweit Kundl begegnete und im Gespräch unter vier Augen auf ein bald auszugebendes Losungswort vertröstet wurde, das die Landesbefreiung bedeuten werde. 3) Besonders ergiebig war Hofers Werbung in Hall, wo er den Kronenwirt Straub und Speckbacher, „den Mann von Rinn“, in das Mysterium einweihte. Ging dabei von der Gefangennahme der bayrischen Besatzungstruppen die Rede, wovon das Wiener Programm nichts Ausdrückliches sagte, so denkt man dabei unwillkürlich an Speckbacher als an denjenigen, welcher diesen Gedanken hingeworfen haben mag. 4) In der Landeshauptstadt begehrte der Sandwirt keinen Mitwisser zu haben, er eilte auf der Brennerstrasse dem Süden zu. Im Schupfenwirtshaus sprach er seinen Freund Etschmann und übertrug ihm, Einverständnisse im Oberinntal herzustellen. Dann ging es zum Jaufenpass. Am Fuße desselben, auf der Sterzinger Seite in Gasteig, traf er mit Teimer zusammen, der vom Erzherzog in gleicher Mission von Klagenfurt herauf gesendet war. Da gab es im Bezirk so viel Verlässliche, dass man sie nicht einzeln besuchen

1) Bericht des Landrichters Inama aus Rettenberg, 3. April 1813. M. St.
2) Tiroler Bote 1847, p. 40.
3) Firler „Beschreibung meiner Waffentaten“. J. M. Wie wenig auch dieser Quelle, soweit Firlers eigene Wirksamkeit beschrieben wird, zu trauen ist, so scheint mir doch diese Angabe glaubhaft.
4) Rapp betont, Hormayr missverstehend, dass Hofer mit Speckbacher in Hall nicht zusammengetroffen sei. Diese Behauptung rief gleich nach dem Erscheinen von Rapps Werk Aufregung im Kreise der Freunde Speckbachers hervor. Sie veranlassten Maria Wild, die Tochter des Elefantenwirtes Andreas Mayr in Hall, zur protokollarischen Erklärung (19. Nov. 1852, J. St.), sie habe mehrere Jahre vor dem Aufstand als Kellnerin bei ihrem Vater den Speckbacher und Hofer, die an einem Tische beisammen saßen, wiederholt bedient. Denn beide hatten beim Elefanten Einkehr, speziell Hofer, so oft er bei seinem Wein- und Salzhandel nach Hall kam. Nach Hormayr datierte die erste Bekanntschaft der beiden von einem Pferdemarkt in Sterzing 1805. Staffler II, 804 lässt Speckbacher von Hofer angesprochen werden.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 246

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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