252 - Der Kriegsplan, seine Änderung


schnellerer Weisungen und zahlreicherer Mittel. So entstand aber ein den Dienst und das Land schädigender Unterschied. Es mögen in Tirol die Operationen von zwei ganz verschiedenen Truppenabteilungen, getrennt durch die hohe Hauptkette, geführt werden, so ist es doch nötig, die Zivilverwaltung, die Milizorganisation und die Verpflegung in ganz Tirol nur von einer Behörde im Mittelpunkt des Landes zu führen, am besten in Sterzing oder Brixen. Diese eine Behörde lässt durch Kommissäre für die Bedürfnisse der verschiedenen Truppen im Norden und Süden des Landes zusammenhängend sorgen. Im entgegengesetzten Fall würde man nie eine Übersicht der Bedürfnisse und eine Berechnung der Vorräte haben können. Dadurch würde Verwirrung, Misstrauen und Verfall aller kräftigen Verteidigungsmaßregeln entstehen.“ 1)

Auf die von den Tirolern übergebene Schrift versprach der Kaiser baldige Antwort. Johanns Gutachten über die Führung der Zivilverwaltung fand er gut begründet und wünschte „bei eintretendem Fall“ dessen Durchführung. Das einzelne, wie die Wahl des Standortes u. dgl. blieb dem Erzherzog überlassen. Als Organe stellte Franz den Hofrat Eiberg und den Kreishauptmann Roschmann in St. Pölten zur Verfügung.

Der Wortlaut dieser kaiserlichen Resolution setzt voraus, dass dem Erzherzog die oberste Leitung der Operationen in Tirol zugedacht war. Tatsächlich war schon seine Bestellung zum Kommandanten des für die Alpenländer bestimmten 8. und 9. Armeekorps erfolgt. 2) Abweichend vom ursprünglichen Operationsplan des Generals Mayer 3) bezeichnete Erzherzog Karl, der Höchstkommandierende, das Donautal als den „Schlüssel des Kriegstheaters und der österreichischen Monarchie“. Demnach war die Armee im Donautal aufzustellen, und die detachierten Korps hatten diese Hauptoperation zu unterstützen. In diesem Sinn war auch die Mitwirkung der dem Erzherzog Johann unterstellten Korps gedacht und die durch sie vorzunehmende Besetzung von Tirol, wodurch die Flanke des in Bayern stehenden Feindes bedroht, seine Verbindung mit Italien unterbrochen, die linke Seite der Hauptarmee gedeckt und ihr die Möglichkeit gegeben wurde, nach einem Siege an der Donau ungestört am Rhein vorzudringen oder nach Umständen so viel Truppen abzugeben, dass durch ein Vorrücken durch das Etschtal entweder Eroberungen auf italienischem Boden gemacht oder der Feind aufgehalten werden konnte, wenn er dort seine Hauptmacht entfalten sollte. Die Operationen gegen Italien sollten nicht unternommen werden ohne Rücksicht auf Tirol, weil die Monarchie sonst großer Gefahr ausgesetzt würde. Man hoffte zunächst Massena zu begegnen und, wenn derselbe geworfen, Davoust anzufallen, wenn

1) E. Johann an den Kaiser, 17. Febr. 1809.
2) E. Karl an E. Johann, 14. Febr. 1809.
3) Mayerhoffer, Krieg 1809 I, 184.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 252

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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