254 - Johanns Vorschläge


er von den bäuerlichen Abgeordneten vernommen, in langen Unterredungen mit Hormayr besprochen 1) hatte, das legte er dem Kaiser in eingehendster Darstellung vor. In ihm fanden alle die Anliegen und Vorschläge, welche Hofer mit seinen Genossen vorgebracht, den wärmsten Anwalt. Gar eifrig sprach er für Verproviantierung des Landes: „Die Vorschüsse würden nicht beträchtlich sein und sich in der Folge reichlich verzinsen.“ Giovanellis Beziehungen zum Wiener Platz sollten zur Versehung Südtirols, die Tätigkeit Peter Hubers zu der von Pustertal ausgenützt werden. Das diskreditierte Papiergeld wollte Johann vom Lande fern gehalten sehen: "Wie höchst unpolitisch wäre es, wenn man in einem Augenblick, da man die tätige Mitwirkung dieses Volkes verlangt, etwas ausführen wollte, was nur den größten Widerwillen erregen müsste.“ Die Stimmung des Landvolkes konnte Johann dem Kaiser rühmen als eine durchaus günstige. Aber auf einen Unterschied zwischen einst und jetzt musste er hinweisen. Bis zum Preßburger Frieden kämpfte der Tiroler für seinen Herrn und nach der ihm durch die Verfassung auferlegten Pflicht, nun musste er gegen den regierenden Fürsten fechten und damit sich und seine Habe den größten Gefahren aussetzen. Das konnte immerhin bedenklich machen. Nur bei raschem Vorrücken der Kaiserlichen und wenn sie etwa schon etwas an Erfolgen aufweisen konnten, wird das Gefühl über die durch Bayern ausgestandenen Bedrückungen siegen. Pustertal, die Einbruchstelle für die Österreicher, ist ganz besonders erfüllt von Widerwillen gegen die Bayern, der Aufstand dieses Tales wird die Losung sein für die Nachbarn. Dagegen ist nicht zu verlangen, dass Tirol vor dem Erscheinen seiner Freunde sich erhebe; es würde nur Einzeltumulte geben, die leicht niedergeschlagen würden und das würde Mutlosigkeit erzeugen und manch teures Opfer kosten. Nur schnellstes Vordringen kann bewirken, dass keine Wahl bleibt, keine Zeit zum Überlegen, dass möglichst viele mitgerissen werden. Alle Triebfedern müssen da mitwirken und an der Spitze Männer stehen, die das allgemeine Vertrauen genießen und das Land kennen. Ist aber der erste Schritt einmal getan, so kann das Volk nicht mehr zurück. Das legt die Pflicht auf, für den Schutz des Landes besorgt zu sein. Tirol muss als eine selbständige Festung behandelt werden. Die hier stehenden Truppen müssen mit den Bewohnern, die zur verzweifelten Gegenwehr gezwungen sind, innig verbunden zusammenwirken. Ist einmal dieses biedere Volk aufgereizt, so darf es nicht ohne militärischen Schutz bleiben. Gleich beim Eintritt in das Land sind Proklamationen zu verbreiten, die fest und kräftig sind und einen großen Zweck verraten. Das weckt Vertrauen. Bei der Ehrfurcht des Volkes vor Recht und Verträgen muss es

1) Es ist nicht zu übersehen, dass zwischen Johanns Exposé und Hormayrs Schriften manchmal fast wörtliche Übereinstimmung herrscht.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 254

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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