257 - Hormayr betreibt seine Bestellung


Der Freiherr hat sich nicht vergebens bemüht, der Erzherzog hatte ihn zum Zivilkommissär oder Oberintendanten für Tirol ausersehen. Bereits ersucht er seinen Gönner, mit dem Kaiser und Stadion darüber zu sprechen, „denn nicht leicht ist eine Lage so schädlich und unangenehm, als eine solche halbe Gewissheit“. Und nach einer Besprechung des Prinzen mit dem Staatsminister ist Hormayr gleich zur Stelle mit der Frage, ob dabei auch von ihm die Rede gegangen. 1) Johann ist gern bereit, dem Freunde zu helfen. Seine eigenen Beziehungen in Wien suchte Hormayr der Erreichung seines Zieles dienstbar zu machen. Nach dem Tode des bei Erzherzog Karl viel vermögenden Staatsrates Fasbender sah er den Einfluss des Hofrates Lehmann sich steigern. Alsbald trägt er auch diesem seine auf Tirols Besetzung und Behauptung gerichteten Ideen vor. Namentlich zwei Punkte hat er vor demselben ausführlich behandelt: Tirol müsse auch im Fall eines Unglückes in Deutschland oder Italien als selbständiger und von der direkten Kommunikation abgeschnittener Teil verteidigt werden, wenigstens der Mittelpunkt des Landes; man könne Tirol nicht genug zentralisieren, und wenn es von Truppen besetzt würde, die nicht alle zu derselben Armee gehören, so müsse doch in der Ziviladministration und in der Herbeischaffung von Verteidigungsmitteln „durchaus die strengste Einheit herrschen“. Auch dem Feldmarschallleutnant Graf Grünne, dem vertrauten Adjutanten Karls, hielt er Vortrag über Tirol. Von besonderer Wichtigkeit für Hormayrs Absicht war Stadion. Bei einem Besuch am 8. März erfreute ihn derselbe mit der Mitteilung, er werde auf jeden Fall zu Erzherzog Johann abgehen können. Aber diese Eröffnung hatte für den Freiherrn einen unangenehmen Beigeschmack: seine Abreise könne erst gleichzeitig mit jener des Ministers erfolgen, da bis dahin die Arbeiten in der Staatskanzlei noch fortdauerten. Da musste wieder der Erzherzog angerufen werden: „Eine solche Aussicht zwingt mir den Wunsch ab, lieber der ganzen mir so teuren Unternehmung gar nicht beigezogen zu werden. Denn Stadions Abreise erfolgt sicher erst, wenn der Anfang der Feindseligkeiten schon vorüber ist. Er als die Seele der auswärtigen Verhältnisse muss natürlich hier bleiben, aber bei meiner untergeordneten Stellung ist das nicht nötig. Würde ich erst nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten abgeschickt, so würde ich kaum mehr das Glück haben, Eure Hoheit zu sprechen und Dero Befehle einzuholen und nur über Hals und Kopf Chasteler nachjagen, welcher vielleicht von meiner Ankunft und meinem Auftrag ebenso wenig wissen würde als ich selbst, wenn ich nicht alle die wichtigen Punkte mit Eurer Hoheit besprechen könnte.“ Johann möge darüber „ein nachdrückliches Wort an die rechte Behörde richten“.

1) Hormayr an E. Johann, 4. und 6. März 1809. Auch für die Verwendung Stegers in Tirol bemühte sich Hormayr.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 257

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.