258 - Erzherzogliche Nachhilfe für Hormayr


Ohne solche Verwendung „würde meine Lage immer unangenehmer, und ich würde ein Opfer meines allzu sehr hervor gestellten Eifers, Eurer Hoheit nach Kräften zu dienen“. „Ich trete lieber freiwillig zurück, wenn ich nicht mit Nutzen und Ehre und zur rechten Zeit wirken kann.“ 1)

Hormayr hat mit diesen erregten Äußerungen zu viel Pulver verschossen. Johann brauchte sich nicht erst zu bemühen. Denn am folgenden Tage schon, da der Freiherr wieder zu Stadion ging, überraschte ihn derselbe mit der Weisung, seinethalben sei alles richtig, er könne unter allen Umständen noch im März zum Erzherzog sich begeben. In rosigster Laune machte Hormayr nach Graz, wo Johann weilte, Mitteilung: „Stadion hat mir über alle zu beherzigenden Punkte so gesprochen, wie man es von einem Manne seines Talentes und seines Patriotismus nur immer erwarten darf. Jetzt bin ich ganz zufrieden, da die Sache vollständig geborgen ist. Die Stimmung ist hier vortrefflich. Gott möge Eure Hoheit uns erhalten. Dann wird auch in Tirol und in Italien viel geschehen, was Dero Namens und Dero viel höher strebenden Wünsche würdig ist.“ 2) Es handelte sich noch um die Zustimmung des Armeeministers, des Grafen Zichy. Hormayr erwirkte sie selbst. Seine mündliche Darlegung der Entwürfe über Tirol beantwortete Zichy mit den willkommenen Worten, er sehe ein, dass Graf Goëss, der Generalintendant des 8. Korps, unmöglich bei der Hauptarmee und in Tirol zugleich sein könne; es sei daher nur erwünscht, wenn Hormayr nach Tirol komme; er brauche nur ein paar Zeilen des Erzherzogs und werde darauf alles Nötige zu Hormayrs Reise anweisen. 3)

Dem Freiherrn ging alles nach Wunsch. Weil jedoch die hohen Herren, die er angesprochen, ihm nicht augenblicklich das Dekret seiner Bestellung ausfertigen ließen, so versank er schon wieder in Niedergeschlagenheit. Neuerdings wurde der Erzherzog aufgeboten, er möge die Finalisierung bei Stadion und Zichy betreiben und einem Zustand „der Verlegenheit und Kompromittierung“ ein Ende machen. 4) Johann war sogleich zu Diensten. Hormayr spürte schnell die Wirkung. Die Minister, so meldet er, sind jetzt mir gegenüber so gefällig wie möglich; er hofft nun, dem Erzherzog als dessen „ansagender Kurier“ vorauszueilen oder unmittelbar nachzufolgen, ganz nach dessen Belieben. Seine Ernennung bittet er auch Goëss und Chasteler zu intimieren. Nur eine Wolke kann

1) Ders. an dens., 8. März 1809. Hormayr setzt bei: „Ich fürchte mich nicht, wenn von diesen meinen Bemerkungen Gebrauch gemacht wird; aber ich ersuche, diese Schrift wie die vorausgegangenen entweder mir zurückzuschicken oder zu vernichten.“
2) Ders. an dens. (9. März). Johann bemerkt später zu diesen Briefen: „Da zeigten sich schon die Spuren jenes Ehrgeizes und der Unruhe, die ihm so schadeten.“
3) Ders. an dens., 12. März 1809.
4) Ders. an dens., 14. März 1809.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 258

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.