264 - Trauner und Fellner


Zeitpunkt, da die kaiserlichen Soldaten schon im Lande wären, ein die Geschäfte ordnendes erzherzogliches Patent vorbereitet, „kurz und einfach und ohne dass man sich die Hände bindet, alle Verfügungen umfassend, die von der Eroberung unzertrennbar und auf viele Individuen Tirols anwendbar sind“. Es sind Worte, die man vom überschwänglichen Deklamator altständischer Freiheit schwerlich erwartet. Sie kehren in seinen Ratschlägen wieder: „Konzentrische Wirkung aller Kräfte sind die Hauptbedingung des Gelingens, daher muss alles auf den kommandierenden General zurückgehen“. Hormayr will möglichst wenig ständische Deputierte im Hauptquartier sehen, höchstens ein paar, mit deren Rat und Unterschrift die für die Publizität bestimmten Sachen ausgehen sollen. Am wenigsten möchte er die zwei Schutzdeputationen oder ständischen Aktivitäten in Bozen und Innsbruck wieder aufleben lassen, die „überhaupt nicht eigentlich konstitutionell sind, sondern erst aus späteren Zeiten stammen“. In diesem Sinne hatte schon einen Monat vorher der Erzherzog beim Kaiser vorgebaut. 1)

Mit der Verbreitung der Proklamationen in Tirol waren vornehmlich Trauner und Fellner betraut. Ununterbrochen war Johann mit ihnen in Verbindung. Noch in der letzten Märzwoche legt er ihnen und allen Eingeweihten doppelte Vorsicht ans Herz. Kein voreiliger Schritt soll geschehen, welcher einzelne unglücklich machen, die meisten abschrecken und alles verderben würde. Auf keinen Fall darf der Aufstand ausbrechen, bevor die Kaiserlichen auf tirolischem Boden stehen. 2) Erscheinen aber diese, so soll überall die Sturmglocke ertönen und sollen die nächtlichen Feuer, „Kreidenfeuer in der konstitutionellen Landessprache“, von den Höhen leuchten. Dann greife alles nach Waffen und Munition, und Abgesandte mögen dann den österreichischen Truppen entgegengehen. Da Trauner und Fellner „gleichsam im Herzen Tirols und daher in der geographischen Möglichkeit sind, solche Insinuationen zu verbreiten", so komme es nur auf ihre Klugheit und ihren Eifer an, den Stoff fortwährend zu bearbeiten, der sich ihnen in so reichem Masse darbiete. Fellner, mit seinem Standquartier in Pustertal, werde, so ward ihm bedeutet, „ohne

1) Vgl. ob. p. 251.
2) E. Johann an Aichold, 23. März 1809. Am 26. schreibt er an denselben: „Ich wiederhole es, Trauner soll alles Mögliche tun, um die Tiroler zu überzeugen, dass voreilige Tätlichkeit nur schaden würde. Solche Voreiligkeiten würden die Tiroler dessen berauben, was für den Augenblick das wichtigste ist, nämlich der Gewehre. Es ist daher alles anzuwenden, was zwar die Gärung und Hoffnung auf Befreiung unterhalten, dass aber ein Ausbruch um jeden Preis vermieden wird und dass also die Bayern in der Illusion bleiben, zu welcher sie sich so gern bekennen, dass das, was bereits vorgefallen ist, nur einzelne Exzesse sind, die ihren Grund nur in der Konskription hätten. Nur damit können terroristische Maßregeln gegen die Tiroler gehindert und noch eine kurze Zeit gewonnen werden.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 264

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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