266 - Bestellungen für Tirol


Rainer und Ludwig am Abende dieses Tages zu traulichem Gespräch zusammenfanden, war der Ton der Unterhaltung kein freudiger, vielmehr Bangigkeit und Gedrücktheit vorherrschend. 1)

Nachdem Hormayr sein Referat in der Staatskanzlei an Hofrat v. Rademacher abgegeben, machte er sich auf den Weg nach Klagenfurt, wo er mit Chasteler zusammentraf. Während der gemeinsamen Reise zum Sammelplatz des nach Tirol bestimmten Korps entwickelte der Freiherr dem Kommandanten seine Pläne und seine mit den Tirolern getroffenen Vereinbarungen. Außer den Abteilungskommandanten, den Generälen Fenner und Marschall, erhielt Chasteler noch den General Buol zugewiesen, dem der Erzherzog speziell die Organisierung der Landmiliz in Tirol zugedacht hatte, und Hormayr zwei Unterintendanten, Anton v. Roschmann und Karl v. Menz, welcher bisher als Legationssekretär in Mailand, Neapel und Palermo in Verwendung gestanden. 2)

Mit genaueren Weisungen, als die ausgestreuten Proklamationen enthielten, ging Teimer, von Chasteler gesendet, zum zweiten mal nach Tirol. Am 5. April schlich er sich über die Grenze. 3) Er konnte mitteilen, dass die Österreicher am 9. dieses Monats von Salzburg und Kärnten aus einrücken werden. Im Namen des Erzherzogs hatte er zu verkünden, dass die Mühlbacher Klause von den Pustertalern, der Kuntersweg von den

1) Johann schreibt in seinen Aufzeichnungen: „Alles, was man wusste, wurde besprochen und die Möglichkeit einer glücklichen Führung des kommenden Krieges behandelt. Die Erfahrungen, die man 1801 und 1805 gemacht hatte, ließen, im Fall dass Napoleon siegte, eine düstere Zukunft für Österreich erwarten. Jedenfalls trat in solchem Fall eine starke Verkleinerung des Reiches gerade auf Kosten seiner ältesten Provinzen, wenn nicht sogar die Auflösung ein. Das Beispiel von aus ihrem Vaterland entfernten Dynastien war nicht neu. So kam auch die Sprache auf den Fall, dass die Glieder unseres Hauses aus dem Vaterland vertrieben würden. Die Meinungen waren geteilt. Josef, durch seine Heirat mit der russischen Kaiserfamilie verwandt und dort gern gesehen, meinte, sich dahin zu wenden. Das Für und Wider wurde eifrig besprochen. Ich erklärte, sie sollten sich um mich nicht kümmern. Mein Entschluss stehe fest, niemals eine Pension fremder Regierungen anzunehmen, ich würde nie den heimatlichen Boden verlassen, irgend einen Fleck würde ich schon finden, wo ich unbekannt eine Wendung der Dinge abwarten könnte. Im Volk habe ich Freunde, auf die ich mich verlassen kann. Ich hätte manches gelernt, hätte keine Bedürfnisse. Ich sei gesund und kräftig und scheue keine Arbeit. Wir trennten, uns herzlich von einander und nahmen Abschied. Meine Absicht für diesen Fall war, mich in einen entlegenen Winkel Tirols, Salzburgs oder Obersteiermarks zu begeben und mir den Unterhalt durch Arbeit zu verdienen. Dass diese Absicht bei mir fest war, beweist, dass ich während des ganzen Feldzuges mit mir eine einfache Jägertracht, Wettermantel und, was das Wichtigste, meinen bewährten Kugelstutzen mitführte, auf welchen ich mich verlassen konnte, dass er sein Ziel nicht verfehle“.
2) E. Johann an Chasteler, 7. April. Mit Ausnahme dessen, dass ein Befehl Johanns den Intendanten an Chasteler wies, war für Hormayr keine besondere Instruktion ausgestellt. Hormayr I, 219.
3) Nach einem Zeugnis Teimers v. 7. April 1836 (A.A.) war derselbe am 6. April 1809 in Lienz und vertraute dem Caspar von Ottenthal in der Landgerichtskanzlei insgeheim das Einrücken der Österreicher auf den 9. April an.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 266

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.