267 - Teimer, Senn


Rittenern gesperrt, das Staatsgut in Beschlag und übel gesinnte Beamte, doch ohne Misshandlung, in Verwahrung genommen werden sollen. Die Löhnungen würden die Leute vom Erzherzog oder Chasteler empfangen. Diese Punkte kleidete Teimer, welcher zum Sandwirtshaus geeilt war, mit Hofer in eine „offene Ordre“, die auch schon einzelne Namen (Köbl am Ritten, Morandell, Graf Arz), enthielt, deren Träger Johann mit dem Befehl betraut habe. 1) Hofers Schwager Gufler und mehrere Genossen besorgten die Verbreitung in die verschiedenen Täler. Da, wo es sich um schriftliche Aufmahnung, um Agitation mit der Feder handelte, konnte Senn nicht müßig bleiben. Eingeweiht war er bereits. Auf eigene Faust erließ er das Ausschreiben eines „getreuen Landsmanns und aufrichtigen Patrioten, der sich zu seiner Zeit zu erkennen geben wird“, an die Männer in Zams, Imst, Nassereit, Ehrenberg, Mieming, Telfs und Leutasch: „Die Zeit der Erlösung unseres armen, gedrückten Vaterlandes von dem harten bayrisch-französischen Joch ist nahe. Ich weiß euch verlässlich zu sagen, dass der Kaiser entschlossen ist, als Garant des Preßburger Friedens sich unser anzunehmen und Tirol wieder an sich zu bringen, es koste was es will. Die wichtigsten Punkte unserer früheren Landesverfassung, deren unverbrüchliche Beobachtung uns der beste aller Monarchen für sich und alle seine Thronfolger gewährt, sind mit einigen Deputierten des Landes selbst in Wien berichtigt und beiderseits unterzeichnet worden. Sobald er sich im Besitz des Landes befindet, wird ein offener Landtag gehalten und ein förmlicher Vertrag zwischen dem Regenten und den Ständen errichtet, wobei aber auch eine eigene Kommission niedergesetzt werden wird, die das Betragen der von der bayrischen Regierung angestellten Beamten untersuchen soll. Von uns verlangt man unterdessen nichts, als dass wir alle Ausbruchstationen und Straßen sogleich wohl besetzen und weder Truppen oder Beamte, noch Gelder passieren lassen, sobald man weiß, dass die zwei österreichischen Armeekorps durch Unterinntal und Pustertal vorrücken, damit ihnen niemand oder nichts mehr entweichen kann. Die Zeit, wann dies geschieht, und es wird geschehen, wird euch ein paar Tage früher bekannt gemacht. Vielleicht werdet ihr auch gedruckte Proklamationen erhalten. Zu gleicher Zeit wird sich alle waffenfähige und zu Haus nicht ganz unentbehrliche Mannschaft im ganzen Land erheben und es werden sich Männer an dieselbe anschließen, welche euch überzeugen werden, dass es auch, sobald der wahre Zeitpunkt vorhanden ist, unter den sogenannten Herren ebenso gute Patrioten gibt als unter den Bürgern und Bauern, worunter viele sind, die es zwar mit dem Haus Österreich und unserem Vaterland gut meinen, aber bis

1) Eine gleichartige, von Teimer allein gefertigte Ordre desselben Datums liegt im Museum des Herrn Bertsch, Gasthaus Napoleonstein bei Leipzig (gedr. Katalog Nr. 413). Eine Kopie des Stückes, mit Erlaubnis des Besitzers angefertigt, verdanke ich Frl. Emilie Martin. Teimer renommiert hier, dass Russland, Preußen und die Türkei mit Österreich über drei Millionen Soldaten gegen Napoleon ins Feld stellen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 267

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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