270 - Kleinliche Ängstlichkeiten


sich, dem Redakteur Ambros die Benützung österreichischer Zeitungsquellen zu untersagen. 1)

Bei der Gewohnheit, überall Gefahr zu wittern, ließen sich die Regierungsorgane zu Überstürzungen verleiten, welche sie lächerlich machten. An einem der Faschingstage 1807 verkleideten sich im Dorf Ambras acht Bursche zu österreichischen Soldaten, liefen in die Häuser und sagten die Einquartierung von 900 Mann an. Ein leichtgläubiges Weib begab sich in die nahe Stadt, um für solch erfreulichen Besuch Mundvorrat zu kaufen und verbreitete die Kunde. Sogleich zogen zwei Kompagnien, vom Gouverneur begleitet, wohl versehen mit scharfen Patronen, nach Ambras und durchsuchten jedes Haus nach den Kaiserlichen, um endlich zu erfahren, dass sie einem Fastnachtsscherz aufgesessen. Um aber recht sicher zu gehen, musste die eine Kompagnie noch die Straße bis Hall, die andere bis Matrei untersuchen. 2) Im Schlösschen Weiherburg bei Innsbruck beging man den Tag der heiligen Anna als Patronin der Schlosskapelle auch 1807 in gewohnter Weise mit Böllerschiessen. Es genügte, um die Garnison der Hauptstadt zu alarmieren und die Meinung zu erwecken, es sei ein Bauernaufstand ausgebrochen. 3) Das Heiterste leistete aber die Mailänder Regierung. Ein Impresario Carlo Picconi versuchte 1807 in Trient sein Glück mit einer sommerlichen Stagione seiner Opera buffa. Da er nicht auf die Rechnung kam, appellierte er für die Abschiedsvorstellung

1) Ein heiteres Zensurstück liegt vor aus dem Jahre 1808. Zur Feier der Anwesenheit des Königs in Innsbruck wurde ein Gedicht im Volkston gedruckt. Zwei Strophen ersetzte die Zensur durch andere:

Vor der Zensur:

Die Kreuzer, woast die braucht er a
Ist gor a groass Hauswösn
I wollt nit, dass i ini sach
Und müasst die Quittung lösn.

Loss ins dös bisl Freiheit no
Der zliab mier sovl leiden,
Ist dös hin, so geat olls bergoo
Bist du mit ins nit zneiden.

Nach der Zensur:

Höbt Zöll au (ist koa Kinderei)
In Schwobn und in Boarn
Af olle Markt bist hondlfrei
Mit Ochsn, Schof und Koarn.

Ei jo du werst ins gnädig sein,
Gsich diers scho un, in d'Augnen,
Schaugst jo so trui und rödla drein,
Trutz dem, der miers will laugnen.

Zwei andere Strophen tilgte der Zensor ganz, sie lauteten:

Der Künig losst mier a mein Knecht,
Den i nit leicht kunt kroten,
Weil Ross im Berg nit taugen recht,
Er kriagt wohl süst Soldoten.

O do gea i mit Lust zun Pflueg
Und ziach, dass d'Rippn krochn
Do schmöckt mers Mues bein Wosserkrueg
Wenns sagst, du müesstest lochn. (J. M.)

2) Bericht Pausingers vom 15. Febr. 1807. Den Vorfall erzählen auch die Mem. de Mais zum 7. Febr.
3) Wörndle, Phil. v. Wörndle, p. 88.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 270

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.