272 - Warnungen von Hofstetten und Rechberg


Streifkorps nach Brixen als Mittelpunkt Tirols entsendet, zugleich jene Gegend, wo beim Erscheinen österreichischer Truppen am leichtesten Exzesse ausbrechen könnten“.

Als laut rufender Warner ließ sich auch Hofstetten vernehmen: „Sollte es zum Krieg kommen, von dem hier (Brixen) allgemein gesprochen wird, so ist zwar Österreich strategisch durch die Stellung der französischen Armeekorps längst vor dem ersten Schuss geschlagen und daher für Tirol keine Gefahr einer Invasion, wo sich selbst ein fliegendes Korps kaum ein paar Wochen halten könnte. Aber um die friedlichen Bewohner vor fanatischen Menschen zu sichern und damit sie nicht durch falsche Gerüchte zum Aufstand gereizt werden, sind kräftige Maßregeln nötig. Manches Individuum wäre unter spezielle Polizeisurveillance zu setzen, die nachgelassenen Bande der Subordination sollten wieder strenger angezogen und der anarchische Zustand in den Magistraten und Gemeinden sollte entfernt werden. Ich werde nichts von Außen überhören und nichts im Innern übersehen.“ 1)

Rechbergs Berichte aus Wien lauteten immer bedrohlicher. Seinen Depeschen lagen Collins Wehrmannslieder bei und die kriegerisch gestimmten Artikel österreichischer Zeitungen. Schon Mitte März wusste er, dass Chasteler, ein guter Kenner des Landes, ausersehen sei zu einem Angriff auf Tirol von Kärnten her. 2) Derselbe stehe unter dem Befehl des Erzherzogs Johann, und in Tirol erwarte man eine allgemeine Erhebung. 3) Eine Menge flüchtiger Landeskinder harre in Salzburg ungeduldig auf den Einmarsch der Kaiserlichen. 4) Auch das bekam der Gesandte heraus, dass Hormayr die Proklamationen verfasse und in der Begleitung des Erzherzogs sein werde. 5) Lodron erhielt Briefe von Wien, welche erzählten, Hormayr, zum Zivilkommissär für Tirol bestimmt, trage große Feindschaft gegen Bayern zur Schau und schwöre, nicht zu ruhen, bis das Land dem Hause Österreich gewonnen sei. 6) Der französische Gesandte Otto drängte den Kommissär des Eisackkreises, einen Kundschaftsdienst nach Klagenfurt, Graz, ja bis Ungarn einzurichten. Aretin sah sich in großer Verlegenheit. Das wird schwer halten, meint er, wenn man keinen

1) Hofstetten an Arco, 24. Juni 1808. J. St.
2) Rechberg an den König, 18. März 1809. M. St.  Chasteler connais ce pays et il n' est pas douteur qu' il n'y ait des intelligences.
3) Darüber handeln schon Rechbergs Depeschen vom 15. und 22. Febr.
4) Ders. an den König und an Montgelas, 28. März.
5) Ders. an dens. 1. April: Hormayr, ein berühmter Schriftsteller „et aime de ses compatriotes“.
6) Lodron an den König, 28. März 1809.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 272

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.