281 - Sendung französischer Truppen


wäre jetzt schweres Verbrechen." 1) Die Kreisbehörden sollten die Proklamation in der Stunde verteilen, da Österreichs Kriegserklärung bekannt würde. 2) So wie zum Konskriptionsgeschäft bot Aretin wieder die Mitwirkung der geistlichen Gewalt auf. Das bischöfliche Konsistorium in Brixen erließ ein Rundschreiben an den Klerus mit der Mahnung, die Bevölkerung des Eisackkreises vor „Fehltritten" zu warnen und sie aufzuklären, dass nur ein Friedensschluss die Untertanen ihrer Pflicht gegen den König entbinden könne. 3)

Dem aus Tirol so oft ergangenen Ruf nach militärischer Unterstützung schien endlich Napoleon selbst noch Rechnung tragen zu wollen Er machte dem bayrischen König das Zugeständnis, dass jene 5000 Mann unter Bisson und Lemoine, welche ihre Bestimmung von Italien zur Donauarmee erhielten, auf ihrem Durchmarsch zur Beruhigung Tirols verwendet werden dürfen. 4) Max Josef hatte ihnen bereits die Strafexekution gegen die „Frevler" in Axams und Angerberg zugedacht. Nach deren Vollzug sollte der Generalkommissär sorgen, dass die Franzosen mit Fuhrwerk schnell weiter befördert würden und sich nicht zu lange auf dem Marsch nach Deutschland verhielten. 5) Dieser Befehl traf das Land schon im vollen Aufstand.

1) Der Wortlaut nach Danei.
2) Aretin an den König, 1. April 1809. M. St.
3) Brixen. 4. April 1809. J. M. Es ist derselbe Gedankengang wie in Aretins Aufruf und dieser als Urheber des Konsistorialschreibens kaum zu verkennen. Rapp meint, die Schreiben Aretins und des Konsistoriums seien ein „sprechender Beweis", dass sie von der Volkserhebung keine Ahnung hatten.
4) Dass Napoleon einen Augenblick an eine Verstärkung der bayrischen Besatzung in Tirol dachte, zeigt der Brief bei Saski, Campagne de 1809 I, 324. Vergl. auch das Schreiben Oudinots (ebend. 301), wo (19. März) das Gerücht von einem in Tirol ausgebrochenen Aufstand mitgeteilt wird mit der Bemerkung, dass nur wenig Truppen im Lande seien. Unter dem 26. März (ebend. 393) teilt Napoleon dem König den Marsch seiner beiden Generale mit und rät zur Vorsicht, dass ihnen die Passage durch Tirol nicht gehindert werde.
5) König an Aretin und Lodron, 10. April 1809. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 281

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.