298 - Strafexekution gegen Axams


vom 9. April an unterbrochen, da der Postwagen auf der Seefelder Straße aufgehalten wurde. 1) Schlimm erging es einer Anzahl altbayrischer Gerichtsbeamten. Ende März hatte man sich in München, bewogen durch die fortwährenden Klagen über die Unzuverlässigkeit tirolischer Richter, zu einer Purifikation entschlossen. An die Stelle der nach Altbayern versetzten sollten Nicht-Tiroler treten. Diese waren gerade auf der Reise zu ihren Bestimmungsorten begriffen, als sich der Aufstand erhob. Sie teilten fast alle das Los der Gefangenschaft oder entkamen erst unter mancherlei Abenteuern und mit Verlust ihrer Bagage über die Grenze. 2)

Dass die Umgebung Innsbrucks für aufständische Bewegungen ein ergiebiger Boden sei, konnte schon die im März vereitelte Konskription lehren. Die Demütigung in Axams hatten die Bayern noch nicht vergessen, sie sollte mit Hilfe der nahenden Franzosen gesühnt werden. Die Regierung erfuhr bereits, dass Bisson in Tirol sei, und wagte eine Strafexekution. Am 10. April rückte ein starkes Pikett gegen Axams, voraus ging ein Bote, welcher bei Strafe der Einäscherung die Auslieferung der an den Märzexzessen beteiligten Rädelsführer und die Erlegung einer Strafsumme von 600 Gulden forderte. 3) Gleichzeitig las man im Dorf von Haus zu Haus den aufrufenden Brief, der vom Erzherzog Johann gekommen. Weniger geneigt als jemals, einer verhassten Regierung zu gehorchen, stand es sogleich den Bauern fest, dass man sich zur Wehr setzen müsse. Wie an so vielen Orten nahm auch hier der Dorfwirt die Sache in die Hand. Es war Georg Bucher. Die schusstüchtigen Männer der Gemeinde bietet er auf, um mit ihnen den Bayern den Zugang ins Dorf zu sperren. Es sind ihrer nicht ganz hundert, die es wagen wollen. Bei der Höhlbrücke stoßen sie auf die Truppe, man wechselt Schüsse,

1) Das bayrische Postärar berechnete den Schaden, welcher ihm während dieses Jahres mit Aufhaltung und Beraubung der Posten entstand, auf 24 000 G. M. K.
2) In M. K. liegt ein Verzeichnis von 13 solchen neu ernannten Assessoren (für Fürstenburg, Lienz, Kitzbühel, Rattenberg, Meran, Telfs, Bruneck, Bozen, Montafon und Sillian), von denen keiner sein Ziel erreichte. Assessor Thomas Hofmann, eben von Straubing in Landeck angekommen, wurde dort am 11. April von Schützen nach Innsbruck abgeführt und fühlte sich wochenlang in steter Lebensgefahr, bis ihm im Mai die Flucht nach München gelang. Ähnlich war es mit dem nach Schwaz versetzten Aktuar Joh. Geislinger, dem für Klausen bestimmten Aktuar Anton Zirler und dem Kreissekretär Eugen Asmus, der nach Brixen zu gehen hatte. Assessor Caspar Willam hatte Bregenz mit Rattenberg zu vertauschen. In der vorletzten Poststation ober Innsbruck („auf der Platte" bei Telfs) fiel er in bäuerliche Hände und rettete sich erst nach einem Monat über den Arlberg zurück „nach unendlich überstandenen Schrecken, Beschimpfungen und Misshandlungen".
3) Dieser nicht belanglose Umstand ist nur einem anonymen „Diarium von der Befreiung Tirols 1809" (handschr. in J. M.) zu entnehmen. Der ungenannte Verfasser erzählt nur die Vorgänge vom April um Innsbruck als Augenzeuge. — Es handelte sich also nicht, wie Egger III, 545 meint, um eine die Gegend durchpatrouillierende Truppe.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 298

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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