325 - Bewegung in Innsbruck


Flanken des Zuges, der in der Enge zwischen dem Walenstein und der Gamsweide schon so viele Verwundete zählte, dass Wagen zu ihrer Weiterschaffung requiriert werden mussten. Mittag hielt man in Steinach. Den erschöpften Truppen musste einige Rast gewährt werden. Erst um Mitternacht geschah der Aufbruch nach Innsbruck. Die nächtliche Verwirrung kam zweien von den Geiseln zugute, sie wurden in ihrem Quartier vergessen. 1) Die Stürmer, welche Bisson beim Überschreiten des Brennerpasses das Geleite gaben, waren keine Passeirer, sondern aus den der Straße nahen Orten des Wipptales. Hofers Leute hatten sich zu spät auf die Beine gemacht. Ihn selbst interessierte an diesem Tage mehr das Etschtal und die Bozener Gegend, wo er Franzosen vermutete, gegen die er die in der Heimat Zurückgebliebenen und die Vintschgauer aufrief. Die 1200 Mann, mit denen er erst gegen den Vormittag zur Verfolgung Bissons aufbrach, kehrten bald wieder um. 2) Vielleicht kam ein Teil bis Matrei. Aber einen Zusammenstoß mit dem Feinde hatten sie nicht.

1) Es waren Hochrainer und Regulati. Aus Furcht, auf der Straße nochmals Soldaten in die Hände zu fallen, begaben sie sich folgenden Tags nach Gschnitz, um über das Joch den Heimweg zu finden. Bevor sie die beschwerliche Tour antraten, erfuhren sie schon Bissons Kapitulation. Nun fürchteten sie nicht mehr die Reise über den Brenner.
2) Ein Schreiben Hofers von Gasteig, 12. April ½ 7Uhr: „Heute ½ 7 Uhr kam die Botschaft, die Österreicher sind durch ganz Pustertal, die ersten Vorposten sind in Freienfeld. Wir rücken den Franzosen nach. Unterdessen sollen jene, die noch enters Joch sind, hinausmarschieren und das Landvolk unterstützen. Nur aber Achtung, damit wir auf dem Rücken sicher sind. Man soll ganz Vintschgau aufbieten. Die Österreicher werden Bozen unterstützen, sobald es möglich ist. Vielleicht werden wir euch kaiserliche Truppen zu Hilfe schicken." Das Schreiben war gerichtet an Alois Elsler „beim Hauptmann Tschöll oder beim Widumsbaumann auf Tirol." J. M. Um 11 Uhr des 12. April bestätigt Josef Gufler, Anwalt in Passeier, den Empfang. Am folgenden Tag ½ 2 Uhr früh schreibt Hofer an Tschöll: „Soeben bekomme ich vom österreichischen Kommando die Nachricht, dass wir Unterstützung erhalten werden, soviel wir wollen. Unterdessen ist mir zu berichten, ob ich soll die österreichischen Truppen über den Jaufen nach Meran schicken euch zu Beihilf wegen die Franzosen. Wegen den Brenner wird nächstens kommen und zu wissen gemacht, indessen unbekümmert und seid ordentlich." (Geschr. von bäuerlicher Hand, unterschr. von Hofer.) Joh. Hofer notiert a. a. O.: 12. April (unrichtig geschr. 11.) bin ich mit der übrigen Mannschaft nachgerückt und sind wir bis Matrei gekommen, wir hatten 1200 Mann. — Elsler hat die empfangenen Nachrichten in einer Ordre an Hauptmann Michael Mayr in Mais also weiter gegeben: „Soeben bekomme ich die erfreuliche Nachricht von Sterzing, dass die Passeiner heute früh bis nach Gossensass den 2600 Mann starken Feind mit Hilfe der Pusterer verfolgt haben. Aber die Flucht des Feindes war so eilig, dass er nicht eingeholt werden konnte. Er verlor aber viel Mannschaft auf der Flucht. Die toten Pferde lagen auf der Straße, ein schauerlicher Anblick. Als um 1 Uhr die Passeirer in Sterzing einrückten, kam die Ordinari, dass sich die noch zurückstehenden und schon von den Österreichern abgeschnittenen Franzosen ergeben haben. Auch kam die Nachricht, dass bis 3 Uhr nachm. die erste Kolonne Schatlers (Chastelers) per 17 000 Mann in Sterzing einziehen wird. Das ist eilig mitzuteilen auf die Vorposten von Kompagnie zu Kompagnie." Meran 12. Apr. 10 Uhr ab. (Or. in A. A.) Man sieht, wie sich Elsler auf Entenzucht verlegte.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 325

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.