326 - Bissons Ankunft in Wilten


Am Abend des 12. April verbreitete sich in Innsbruck ein dunkles Gerücht, auf der Straße vom Süden her nähere sich ein starkes Korps. Man wusste noch nicht, ob es Franzosen oder die Kaiserlichen seien. Die wenigen Bauern — kaum hundert sollten es gewesen sein — bestellte Teimer zum Patrouillendienst auf der Brennerstrasse. Durch sie wurde man während der Nacht vergewissert, dass Bissons Kolonne heranziehe. Nun ging es wieder gleich einem Lauffeuer durch alle Dorfschaften. Statt des friedlichen Morgenave heulten die Sturmglocken, und während es noch dämmerte, sammelten sich Tausende in und vor der Stadt. Auch bürgerliche Elemente schlossen sich diesmal an. Auf den Höhen an der Nordseite postierte man Geschütze, die Tags vorher den Bayern abgenommen waren; ihre Bedienung, den Bauern fremd, wurde Studenten anvertraut. Beim ersten Lärm verfielen die, welche dem nach Süden gerichteten Wahrzeichen Innsbrucks, der Triumphpforte, zunächst hausten, auf den Gedanken, dieses Eingangstor zu verbarrikadieren. Der Kronenwirt Johann Gamper legte, mit einigen Nachbarn sogleich Hand an. In die große Toröffnung schob er seinen schweren Landwagen, die beiden seitlichen wurden mit Weinfässern, Düngerwagen und Brunnenröhren verlegt. Hinter dieser Wagenburg lauerten einige Männer mit Stutzen und Musketen, um die Wiltener Straße zu bestreichen. 1)

Den Marsch durch den Matreierwald hatte Bisson ungestört vollzogen. Von Schönberg an wiederholten die Stubaier und Sellrainer die Plagereien des vorigen Tages und bemächtigten sich Bissons Nachtrab. In der Nähe von Gärberbach hatte sich Speckbacher mit einigen Genossen eingefunden. Sie nahmen besonders die Trainpferde aufs Korn und erbeuteten dadurch einige Munitionswagen, die sie dann mittels Bauernrossen nach Innsbruck lieferten. 2) So langte Bisson nicht eben in der besten Verfassung am Morgen des 13. April in den Feldern vor Innsbruck an. Die ersten französischen Reiter, die zum Kloster Wilten kamen, erfuhren aus dem Munde des Chorherrn Alois Röggl, dass es eine bayrische Garnison in der Landeshauptstadt nicht mehr gebe. Sie brachten dem General die Meldung, er fand sie unglaublich. In seiner Kalesche fuhr Bisson bis

1) „Beschreibung, wie es am 13. April an der Triumphpforte zuging." M. St. Neben Gamper beteiligten sich an der Arbeit sein Hausknecht Jos. Schuster, der Kanzlist und Rechtskandidat Jos. Matzegger, Jos. Eschenlohr, Georg Grosch, Franz Lintner, Andreas Wörndle und Anton v. Vorhauser. Als Zeugen sind angeführt: Karl Ferd. v. Pupetscheck, Assessor Anreiter und der Servit P. Bernhard Roschmann.
2) Speckbachers Notiz a. a. O. bestätigt die von der Schutzdeputation (8. Mai) erfolgte Anweisung einer Entlohnung an Andreas Steixner aus Neustift in Stubai für Lieferung eines Munitionswagens auf die Hauptwache. M. St — Jos. v. Stolz meldet am 13. April an Chasteler: Gegen 4 Uhr morgens wurde im Mühlgraben von Mutters die Beschießung des Feindes begonnen. J. M. Hueber, Pfurtscheller p. 12.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 326

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.