336 - Ankunft in Brixen


die Höhen von Schabs und Elvas sollte General Marschall mit drei Bataillonen besetzt halten als Reserve und hier durch die Sappeure und Pioniere unter dem Oberstleutnant Bonomo eine möglichst starke Stellung anlegen lassen. 1) Hatte er tags vorher den Major Lodron in Toblach zurückgelassen, um das Ampezzanertal in Aufsicht zu nehmen, so wurde jetzt Oberstleutnant Ertel nach Lorenzen zurückgesendet, um die Straße nach Buchenstein zu begehen und, wenn nötig, trotz der noch tiefen Schneedecke das Grödnerjoch zu überschreiten. Mit dem Rest wollte Chasteler nach Innsbruck. Ein Bataillon Hohenlohe trat unter Major Seppenburg alsbald den Marsch zum Brenner an. 2)

Während der Feldmarschalleutnant diese Anordnungen traf, begrüßte ihn eine Deputation im Namen der Stadt Brixen und des Generalkommissärs Aretin. Chasteler führte persönlich die für Brixen bestimmte Besatzung dahin und hielt um die Mittagsstunde des 14. April seinen feierlichen Einzug. Hormayr war ihm noch vorausgeeilt. Kaum angelangt in der Bischofsstadt nahm der Intendant dem Kreiskommissariat die Geschäfte ab und verhängte über Hofstetten, welcher sich vor dem Zorn der Bevölkerung in die bischöfliche Burg geflüchtet hatte, Arrest. Die Wahrnehmungen, welche Hormayr bei den tief erregten Massen machte, bewogen ihn sogleich zu einer neuen Proklamation. Sie sollten sich würdig zeigen „der Freiheit und der beglückenden Verfassung", sie sollten sein „kein zügelloser Haufen, sondern ein herrlicher Verein biederer Männer". In gar gestrengem Tone lautet sein Gebot: „Ich befehle euch, ruhig zu sein im Namen des Kaisers, der die Verräter schon zu strafen wissen wird; den ersten Ruhestörer behandle ich als Feind des Vaterlandes." Nebenbei präsentiert er sich den Landsleuten als ihren Geschichtsschreiber und seinen Freund Chasteler als „den Ritter ohne Furcht und Tadel". 3)

Chasteler ritt nach kurzem Verweilen dem Brenner zu. Um Mitternacht des 14. April langte er in Sterzing an. Hier traf er noch Hofer und seine Passeirer. Sie waren in der besten Stimmung; wussten sie ja schon, dass Bisson in Innsbruck gefangen worden. Der Marquis zog den Sandwirt zur Tafel und spendete reichlichst Worte der Anerkennung. 4)

1) Chasteler an E. Johann, 14. April (2. Schreiben). J. M., Vejders Bericht ebend., Journal des Feldzugs Chastelers, A. J.
2) Giovanelli tadelt lebhaft Chastelers Zug nach dem Norden, den er angetreten habe, „um dort die gefangenen Bayern und Franzosen vor sich defilieren zu lassen, die erbeuteten Kriegsgeräte in Empfang zu nehmen und so die von den Bauern errungenen Kriegstrophäen zu teilen, einen Sieg zu feiern, den nicht er erfochten." A. G.
3) Aufruf, Brixen 13. April. Am 14. April erließ Hofer den strengen Befehl, „militärische oder geraubte Privatsachen" bei ihm im Sterzinger Posthause abzuliefern, damit sie den Eigentümern zurückgestellt werden können. J. M.
4) Chasteler an E. Johann, Brenner 15. April: „Le brave Sandwirt de Passeyer est un heros, les Tiroliens comme les Suisses à Sempach." A. J.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 336

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.