341 - Bestellung von Beamten


bayrischen Beamten. Denen sei, so hieß es, noch zu wenig widerfahren, bei einem Volksaufstand müsste Blut fließen u. dgl. m. 1) Am Nachmittag gab es auf dem Rennplatz Seltsames zu sehen, man hielt Pferdemarkt. Auf Chastelers Einladung trieben die Bauern die dem Feinde abgenommenen Rosse auf und boten sie feil. Der Feldmarschalleutnant und seine Offiziere waren die eifrigsten Käufer, er selbst erwarb ein halbes Hundert. Der Abend galt dem Theater. Aber die Vorstellung erlitt eine Unterbrechung. Während derselben entstand vor dem Schauspielhaus ein betäubender Lärm. Die Höttinger hatten beschlossen, ihr wertvollstes Beutestück vom 12. April dem kaiserlichen General vorzuführen. Sie brachten Geschütz und Munitionswagen vor das Theater geschleppt und waren erst zufrieden, als Chasteler, von seiner Loge heraustretend, die Trophäen einer Besichtigung unterzog.

Bei der ersten Beamtenbestellung war Hormayr seinem Freunde in die Zügel gefallen. Chasteler nahm den Versuch wieder auf, indem er Dipauli aufforderte, als Unterintendant die Stelle Lodrons einzunehmen. Der Angesprochene war aufs unangenehmste betroffen; es stand ihm alsbald fest, dass er nicht annehme. Er entschuldigte sich mit Unwohlsein infolge der Aufregung der letzten Tage, und Chasteler nahm die Absage gnädig hin. 2) Erst mit dem Gubernialrat Trentinaglia gelang es ihm, einen provisorischen Leiter zu gewinnen. Dessen Herrlichkeit währte nur zwei Tage, am 19. erschien Roschmann als Unterintendant, von Hormayr entsendet. 3) Derselbe nahm den größten Teil des subalternen Personals vom Generalkommissariat in Pflicht und berief an seine Seite den bisherigen

1) Mieg setzt bei: „Während solcher Gespräche war der Saal mit Bauern überfüllt, welche jedes Wort begierig auffassten. Da ist es nur ein Wunder, dass bei solchen gepredigten Grundsätzen nicht mehr gewütet wurde."
2) Dipauli wandte sich brieflich an Frau v. Giovanelli, dass sie ihm bei Hormayr Urlaub erwirke zu einer Reise zu seinem Freund Carneri in Salzburg. Dipauli an Frau v. Giovanelli, 22. April. A. G. Noch bevor Dipauli von Chasteler angesprochen wurde, bekam er zufällig jenes Patent des Erzherzogs zu Gesicht, wo er als Generalkommissär des Innkreises bezeichnet wurde. Es traf ihn „wie ein Donnerschlag". In welch furchtbare Lage, so sagte er sich, wäre ich gekommen, wenn sich die Bayern in Innsbruck behauptet hätten. Er machte später Roschmann bittere Vorwürfe. Der aber entschuldigte sich, das sei nur eine Sache Hormayrs, dessen unüberlegtes Wesen man ja kenne. Über seine ablehnende Haltung erzählt Dipauli: „Chasteler ließ mich rufen, ich ging zitternd zu ihm. Er teilte mir die Ernennung mit. Ich entschuldigte mich zunächst mit meiner Kränklichkeit infolge der ausgestandenen Schrecken und wollte sehen, was dies für Wirkung mache. Da war ich nun freudig überrascht, als der General schon auf das hin sagte: ,Sie sind ein braver Mann; es ist recht, dass Sie Ihr Unvermögen frei gestehn, Sie sind entlassen.' Ich weiß heute noch nicht, was ihn zu dieser Willfährigkeit bewogen hat." Roschmann nahm den Versuch wieder auf, aber Dipauli verharrte bei seiner Weigerung, obgleich er fürchtete, auch deportiert zu werden.
3) Hierher wird wohl die erregte Äußerung Trentinaglias gegen Roschmann gehören, welche Krones, Tirol 1812 — 16, p. 56 wiedergibt.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 341

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.