351 - Werbungen Teimers


Stimmung der bayrischen Untertanen; solche Dinge sollten künftig verhütet werden." 1) Echte Tiroler, so schrieb die Schutzdeputation, dürfen keine Räuber in Schutz nehmen; denn nicht die Völker führen den Krieg, sondern nur feindliche Armeen, und die Tiroler wollen mit ihren lieben Nachbarn in Ruhe leben. An den Richter Breitenberg in Telfs, dessen Sprengel den Grenzort Scharnitz umfasste, erging der Befehl, über die Raubtaten in Bayern streng zu untersuchen; die geraubten Gegenstände sollten zurückgestellt und, wenn dies unmöglich, dafür eine billige Entschädigung geleistet werden. Beteiligten sich, wie bei Garmisch, auch einzelne Schützen an den Exzessen, so gab es für sie augenblicklich Arreststrafe. 2)

Diese Streifzüge ins Bayernland und die unausgesetzte Beaufsichtigung der tirolischen Pässe erforderten einen stetigen ansehnlichen Mannschaftsstand. So standen in den letzen Apriltagen 2 Kompagnien in Kleinnesslwängle, 8 in Rosschläg, 4 zu Lermoos in der Ehrenbergerschanze, 4 im Loisachtal, ebensoviel in Leutasch, 8 in Scharnitz, 2 im Achental. 3)

Die mangelnde Bezahlung machte die Kompagnien in kurzer Zeit dienstunlustig. Manche nahmen schon nach wenig Tagen Urlaub. Es musste an Ersatz gedacht werden. Deshalb verließ Teimer auch schon nach einer Woche die tirolische Nordgrenze, um im Verein mit Senn in Obervintschgau neue Mannschaften auf die Beine zu bringen. Auf dieser ihrer Reise über Nauders nach Mals ließen sie sich in den Orten, die sie passierten, mit Mörserknall und Triumphbogen als Sieger begrüßen und predigten dem Volke von Siegen, die Erzherzog Karl über die Franzosen erfochten. 4) Von Mals lenkte Teimer seine Schritte ins Münstertal bis St. Maria. Dabei überzeugte er sich, dass die Schweizer

1) An die Schutzdeputation, 22. April. L. A. Ein Bericht aus Benediktbeuren an Utzschneider (2. Mai, M. St.) sagt: „Die Requisitionen, welche unter O. L. Taxis der noch immer in Mittenwald ist, täglich gemacht werden, sind für die Reviere Kochel, Walchensee und Benediktbeuren sehr drückend und für die Untertanen unerträglich. Die wenigen Soldaten, die hier sind, sind trotz aller Anstrengungen nicht imstande, dem Übel Einhalt zu tun. Der Feind ist zu stark. Im Rücken hat er keine Lebensmittel, um so mehr muss er auf alle Weise requirieren, id est rauben und kripsen, wo er etwas finden kann." Besonders traurig sei die Lage der Alpenbauern, deren Vorrat zu Hause aufgezehrt ist, die aber ihr Vieh nicht auftreiben können, weil es von den Tirolern geholt wird.
2) Linser an die Deputation, 26. Apr. M. St. Auch da ist wieder zu lesen: „Wir alle bedauern diese Ausschreitungen, welche die gute Stimmung des bayrischen Landvolkes für Österreich nur schädigen können."
3) Deputationsprotokoll vom 28. April.
4) Teimer verbreitete, er habe in beschlagnahmten Papieren gefunden, dass Bayern beabsichtigte, in allen Orten die Kirchen bis auf eine zu sperren, alle Beichtstühle bis auf einen umzuwerfen, alle Altäre bis auf einen abzutragen, alle Kelche bis auf einen zu konfiszieren. Damit „habe ich die gute Stimmung erhöht". Teimer an Stadler, Nassereit, 29. April. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 351

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.