362 - Hormayr und Hofer in Bozen


unzeitige Furcht finde ich mich doch in der Mitte der bayrischen Beamten in einer sehr bedenklichen Lage, indem alles, was ich tue, durch einen sehr unsauberen Kanal geht. Der geringste Unfall würde uns furchtbar schaden." Daher fordert Hormayr möglichst viele Truppen herbei. Was anfangs bei Brixen stehen blieb, sollen Fenner und Marschall nach Bozen befördern, von Chasteler erwartet er „nach dem ihm eigenen heldenmütigen Feuergeist" baldigste Ankunft. Nicht mehr einzelne, sondern Massenaufgebote, und zwar die Passeirer, berief er als Leibwache an seine Seite. 1) Hofer hätte nach einer früheren Disposition mit seinem Landsturm nach Kaltern ziehen sollen, ein hochtönender Befehl Hormayrs wies ihn zu diesem nach Bozen: „Zur Bezeigung der ganz besonderen Hochachtung für die großen Verdienste Hofers um die Rettung der vaterländischen Freiheit und in Erneuerung jener Vorrechte, welche die Maultasch den Passeirern, diesem Kernschlag alter, wehrhafter Tiroler, erteilt hat, vermöge welcher die Passeirer besonders die nächsten Kämmerer der Landesfürstin sein sollen, wenn sie zu Felde zieht, bestimme ich, Hofer soll mit seinem Landsturm morgen bis längstens fünf Uhr nachmittags in Qriess eintreffen und mir seine Ankunft durch eine Passeirer Ordonnanz zu wissen machen. Ich werde dann den Passeirern nach Griess entgegen reiten und sie mit Hofer, dem das Vaterland einen wesentlichen Teil der Befreiung schuldet, in die Stadt Bozen einführen." 2) Der Sandwirt erschien mit seiner Mannschaft am 20. in Bozen und erfreute sich der von Hormayr verheißenen Begrüßung. Am Johannisplatz stellte er seine Leute in Parade, Fenner und der Intendant schritten die Reihen ab.

Der nach allen Seiten ergangene Ruf Hormayrs führte viel Volk nach Bozen. Die Generäle Fenner und Marschall langten mit ihren Bataillonen ein, zahlreichst stellten sich die Stürmer vom deutschen Südtirol, die erst vor vier Tagen abgedankten Vintschgauer erschienen wieder. Der Intendant hatte vollauf zu tun. Lebensmittel und Munition mussten herbeigeschafft, eine Regulierung der Volksbewaffnung angebahnt werden. Zur Bewältigung dieser Aufgaben wurde auch in Bozen eine Art Schutzdeputation unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Menz eingesetzt, sie nannte sich nach spanischem Vorbild eine Junta. Sie hatte unter den mannigfachen Lieferungen auch für die Anschaffung von Fußbekleidung für das Militär zu sorgen, da es hierin schon starken Defekt 3) gab. Zwischen

1) Bisher hatten zwei hochstämmige Bauern aus Rodenegg, Layer und Herzlayer, den Intendanten begleiten müssen.
2) Hormayr an Landrichter Mörl, 18. April. J. M. Mörl sandte das Original an Hofer, damit es, wie er schreibt, weil es den Passeirern und Hofer zur besondern Ehre und zum Ruhm gereiche, im Passeirer Gerichtsarchiv oder in Hofers Familienschriften hinterlegt werde und die spätesten Urenkel noch sehen können, was für tapfere Männer ihre Voreltern waren und wie viel ihnen das Vaterland zu verdanken hat. Ebend.
3) Üb. diesen Mangel s. Mayerhoffer I, 76.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 362

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.