368 - Siegesfeier im Lande


sahen die Freunde der alten Verfassung in voller Zuversichtlichkeit gekommen. „Wie wichtig ist der gegenwärtige Augenblick," so ruft Giovanelli aus, „wo das Palladium der bürgerlichen Freiheit unsere meineidig zertrümmerte Konstitution wieder gegründet und alle unsere hergebrachten Rechte und Freiheiten bestätigt, wo der Wohlstand des Landes durch neuerliche Belebung des Kommerzes und Ackerbaues wieder gehoben, wo die innere Sicherheit durch fest handzuhabende Gesetze, welche nicht dem Eigenwillen eines autokratischen Beamten preisgegeben werden, die äußere Sicherheit dagegen durch gut eingerichtete Verteidigungsanstalten und eine kluge, unseren Zeiten angemessene Leitung der physischen Kraft wieder hergestellt werden soll." „Was hat der bayrische Hottentotismus nicht alles zertrümmert? Dass aber die Einheit des Willens ungerechten Druck nicht länger dulden will und die Einheit der Kraft gegen despotische Misshandlung noch immer in Tirol besteht, dafür gibt der jetzige Augenblick den schönsten Beweis." 1) Da, wo alles jubelte, konnte Hormayr doch nicht stillschweigen. Die Innsbrucker Schutzdeputation hatte ihn schriftlich begrüßt. In seiner Antwort an den Vorsitzenden, den Grafen Tannenberg, stellt er sich als Chorführer an die Spitze der freudig bewegten: „Mit welchen Empfindungen ich den vaterländischen Boden wieder betrat und mit welchen Empfindungen ich die Zuschrift der Deputation erhalten habe, vermögen Worte nicht auszudrücken, und keine Feder ist imstande, es würdig zu schildern. Meine letzte Anstrengung und meinen letzten Blutstropfen der Freiheit des Vaterlandes und der Wiederherstellung seiner alten Wohlfahrt zu weihen, ist das Wenigste, was ich meines Ortes tun kann zur Vergeltung des seligen Loses, dass eben mir, dem Geschichtsschreiber der Nation, diese herrliche Rückkehr, dieser schöne Auftrag zuteil geworden ist." 2)

Tiefen Eindruck machte die siegreiche Landeserhebung in den altösterreichischen Provinzen. In Wien erfuhr man von den Innsbrucker

1) Giovanelli d. j. an Dipauli, Trient, 25. April. A. D. Giovanelli war mit Hormayr auf dessen Wunsch nach Trient gegangen, um ihn in Kanzleigeschäften zu unterstützen.
2) Hormayr vergisst auch da nicht, seine Person auf das Piedestal zu stellen und zwar höher, als es der Wahrheit entspricht, er schreibt: „Unmittelbar von Brixen würde ich sehr gern in meine Vaterstadt Innsbruck gegangen sein, hätte ich nicht geglaubt und glaubte es noch, mein Platz sei eigentlich da, wo dem Vaterland noch einige Gefahr drohe. Darum versagte ich mir selbst die Freude, den Triumph meiner Landsleute in Innsbruck anzusehen, und begab mich nach Bozen und weiter bis Salurn, obgleich kaum 60 Chevaulegers und 80 Jäger voraus waren, und wich bis Calliano nie mehr von den Vorposten, um während der Abwesenheit des Kommandierenden in Innsbruck meine Landsleute, soviel mir nur immer möglich wäre, aufzumuntern und zu unterstützen und die bösen Anschläge den bayrischen Beamten und den Übelgesinnten mit starker Hand zu vereiteln. Je schwächer in diesem Augenblick unsere militärische Macht überall war, ein desto entscheidenderes Verdienst glaube ich mir durch dieses mein Ausharren um meine geliebten Landsleute erworben zu haben." Er berichtet dann, dass in Verona schon kaiserliche Vorposten stehen und die Brücke zu Ravazzone teils durch Elementarzufälle, teils durch den von ihm aufgebotenen Landsturm von Arco bedroht sei. „So werden die feindlichen Truppen kaum mehr dem Schicksal entgehen können, welches ihre Waffenbrüder bei Innsbruck getroffen hat." Hormayr an Tannenberg, 25. April. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 368

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.