371 - Das kaiserliche Manifest


Umgebung die Meinung entstand, Straub sei das Haupt der nordtirolischen Volkserhebung. Zemmers mündliche Schilderung bestärkte noch darin. Unter ihrem Eindruck entstand das kaiserliche Manifest und die Weisung an Johann: „Dieser neue Beweis der Treue der Tiroler gibt den von mir zu ihren Gunsten gefassten Beschlüssen ein noch größeres Gewicht und macht sie der bestmöglichsten Behandlung und aller tunlichen Erleichterungen vollkommen würdig. Es ist darauf zu sehen, durch strenge Mannszucht bei den Truppen beizutragen und alles zu tun, dass der Eifer der Tiroler nicht eine zu harte Behandlung derjenigen, welche im Verdacht schlechter Gesinnung stehen, nach sich ziehe." 1) In der ersten Freude verlieh der Kaiser dem Kurier die goldene Zivilmedaille; Straub „dieser besonders hervorragende Kämpfer" sollte sich eine Gnade wählen können. 2) Auch Taxis hatte in dem durch Zemmer überbrachten Rapport hervorgehoben, dass Straub vor allen als derjenige, welcher den Landsturm befehligte und durch seine Tapferkeit glänzte, Belohnung verdient habe. 3) So entstand eine Art Legende, die, von Straub als dem Oberkommandanten der Tiroler sprechend, auch in damalige ausländische Zeitungen überging. 4) In ihnen geschieht des Sandwirts noch keine Erwähnung. Die Sterzinger Affäre war zu unbedeutend, und bei den Kämpfen in Welschtirol hatte er, gleich anderen Bauernhauptleuten, seine Stellung neben und unter dem Militär Chastelers.  Immerhin wird im Lande selbst

1) Diese letzten Worte mögen wohl durch Straubs derbe Ausdrücke veranlasst sein. Kaiser an E. Johann, 18. April. A. J.
2) In Schärding, wo Zemmer den Kaiser traf, war zur Feier der Nachrichten aus Tirol abends Illumination. Skall a. a. O.
3) Die Berichte von Straub und Taxis vom 15. April in A. F.
4) Eine ähnliche Legende hätte bezüglich Teimers entstehen können aus einem Bericht, den Stadler, dessen guter Freund, am 17. April an den Kaiser sandte. Der Bericht in M. St. Auswärtige Blätter kennen nur Straub als Führer im Befreiungskampfe. Der in Wien erscheinende „Wanderer" erzählt in seinen Nummern vom April und Mai 1809 von den Kapitulationen in Sterzing, Innsbruck, Hall und Volders, wobei der „mannhafte Straub, Hauptmann der tirolischen Landmiliz", das Kommando gehabt habe. „Rührend und herzlich" findet diese Zeitung die Art, wie der „edle" Straub die Ereignisse dieser Tage schildert. Ein Wiener Extrablatt meldet „aus verlässlicher Quelle": „Die Tapferkeit eines Wirtes in Hall, namens Straub, verdient vorzüglich bemerkt zu werden. Dieser war es, der nicht nur den Landsturm veranlasste, sondern auch mit ungemeiner Klugheit und Tapferkeit die drei Affären leitete, wobei die Tiroler nur 26 Mann verloren."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 371

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.