376 - Zurückberufung der Priester


In seinem Deportationseifer war Hormayr ein gelehriger Schüler der Bayern, welche diese Praxis bekanntlich gegen ungefügige Priester geübt hatten. Für diese war jetzt der Augenblick der Freilassung und der Rückkehr gekommen. Hormayr hatte schon bei seiner ersten Anwesenheit in Brixen eröffnet, dass Österreich gegen die Rückkehr des Churer Bischofs in seinen Diözesananteil nichts einzuwenden habe. Auf Grund dessen wies Bischof Lodron die Geistlichkeit von Vintschgau und Meran mit ihrer Gehorsamspflicht an Buol-Schauenstein, 1) dem bald auch Zurückgabe der entrissenen Güter winkte. 2) Eine Abordnung nach Chur lud den Kirchenfürsten förmlich zur Rückkehr ein, Probst Buol in Bozen traf schon Vorbereitungen zum feierlichen Empfang des Bischofs. Die Mai-Ereignisse aber legten sich in den Weg, der Churer Bischof zögerte, da er, wie es heißt, den Zeiten noch nicht traute. 3) Dafür machten sich andere von den bestraften Priestern schnell auf die Heimreise. Am 25. April begrüßte das freudig bewegte Volk jene vier, welche in Trient interniert gewesen. Nach einigen Tagen folgte Rektor Langes. Die Seelsorger Kiem, Plangger, Gufler und andere empfing der Jubel ihrer Schäflein. Die Herrlichkeit des vielgenannten bayrischen Parteigängers Hermeter in St. Martin nahm ein rasches Ende. Nach dem Eintreffen des einst nach Fiecht verwiesenen Pfarrers Hermann Strobl wurde auf Hofers Befehl Hermeter in Arrest gelegt und so wie sein gleichgesinnter Kooperator Augustin Glas nach bewährtem Muster in das Kapuzinerkloster in Meran gesperrt. Der übel beleumundete Pedroni wurde vom Sandwirt aus Meran ausgewiesen. 4)

Ihrer gemaßregelten Kapuziner vergaß die Bevölkerung nicht. Eine erkleckliche Zahl derselben wusste man im Exil zu Altötting. Schon am 18. April machte sich ein Bauer auf die Beine, um ihnen selbst die neuesten Zeitungen aus Tirol zu bringen und sie zur Rückfahrt einzuladen. Die Patres säumten denn auch nicht, sogleich die heimatlichen Zellen

1) Konsistorialerlass v. 14. April. J. M.
2) Verordnung Hormayrs, Mals 22. Mai, wonach es Österreichs Absicht war, alles zurückzustellen; im Augenblick sollte das Fürstenburger Urbar restituiert werden. J. M.
3) Jos. Ladurner a. a. O. — Probst Buol an Stadler, 29. April. M. St. — Buol-Schauenstein erklärte folgerichtig, den tirolischen Teil nur mit päpstlicher Erlaubnis wieder zu übernehmen. Giovanelli d. ä. an s. Sohn. 15. Mai. A. G.
4) Auch an einzelnen anderen Orten wurde später ähnliches versucht. Pfarrer Pungg (über ihn s. ob. p. 322) wurde durch Margreiter dem Teimer als verdächtig bezeichnet und von diesem nach Innsbruck geschleppt, aber vom Unterintendanten Menz alsbald freigegeben.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 376

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.