378 - Hormayrs Geldverlegenheit


einem solchen, mache es „böse Sensation"; auch an Pulver und Blei fehle es, und aus leeren Musketen könne man doch nicht schießen. 1)

Der Intendant sah sich in der fatalsten Lage. Sollten die laufenden Verwaltungsauslagen gedeckt, alle die Verteidigungsanstalten bestritten und die auf kurze Fristen kontrahierten Schulden, um den Kredit zu erhalten, getilgt werden, so musste Geld von außen kommen. Ihr Blut, so versicherte Hormayr, wollen die Tiroler schon opfern, aber an größere Geldbeiträge oder auch nur Vorschüsse ist nicht zu denken. „Wir sind im Gewissen verpflichtet, das Land nicht preiszugeben und es also nicht ohne Verteidigungsanstalten zu lassen. Der Munitionsmangel ist besonders groß. Wenn nicht von uns dafür gesorgt wird, so wird das Volk noch gegen uns selbst die Waffen erheben, weil es Verrat wittern könnte. Auch Geld ist viel zu wenig. Die jüngste Eroberung von Tirol ohne Geld und Munition ist ein Zauberschlag, der aber, wenn er nicht auf solider Grundlage beruht, nur ein Theatercoup sein und uns Tirol schneller, als es gewonnen wurde, verloren gehen lassen wird." Also schrieb er an den Generalintendanten, den Grafen Goëss, freilich ohne zu wissen, dass sich derselbe bereits in feindlicher Gefangenschaft befinde. 2) An den Kaiser, von dessen Hoflager die Gesandten der Schutzdeputation noch nicht zurückgekommen, schickte der Intendant einen eigenen Boten, den Landgerichtsassessor Anreiter, zur Betreibung einer Geldhilfe. 3)

Indessen musste sich Hormayr zu behelfen suchen, so gut es eben

1) v. Breitenberg in Telfs an die Deputation 3. Mai. M. St. Breitenberg verwendet sich da für die in Scharnitz stehenden vier Kompagnien des Gerichtes Hörtenberg. Winterstellers Kompagnien in Unterinntal (1440 Mann) hatten für die Zeit vom 22. April bis 7. Mai 11 500 G. zu fordern. Die Löhnung des gemeinen Schützen betrug 30 kr. per Tag. — Trotz solcher Not betrieb Hormayr die Uniformierung der Schützenkompagnien. Die Innsbrucker Deputation trat ihm da entschieden entgegen: die Anschaffung selbst nur von „Schützenröckeln" sei viel zu teuer, Uniformierung aus Landesmitteln sei nicht verfassungsmäßig, höchstens grüne Aufschläge seien manchmal als Distinktion gegenüber dem Feinde bewilligt worden. „Auch würde es dem Genie und der Neigung der meisten gar nicht angemessen sein, Uniform zu tragen; sie bleiben lieber in der gewohnten Kleidung, in welcher sie ihren Mut stets, besonders in letzter Zeit zur allerhöchsten Zufriedenheit gezeigt haben." L. A.
2) Hormayrs Bericht an Goëss v. 1. Mai. Goëss war 26. April in Padua gefangen worden. Hormayr schreibt darüber erst am 6. Mai.
3) Anreiter erbot sich selbst zur Sendung, um den Bauern, die ihm wegen der Militärkonskription gram waren, aus dem Gesicht zu kommen. Er gelangte erst in der zweiten Hälfte Mai zum Kaiser. Graf Zichy übergab ihm 75 000 G. in Wechseln und Anweisungen auf 125 000 G. für den österr. Gesandten Schraut in der Schweiz. Realisiert wurde im Verlauf des Aufstandes nur ein Teil der ersteren Post durch das Bankhaus Delisle in St. Gallen. Miegs Bericht an den König, 26. Febr. und Anreiters Verhör, März 1810. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 378

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.