381 - Hormayrs Beamtenbestellung


erhalten. Er wäre mit den Ausweisungen noch fortgefahren, hätte ihm in manchen Fällen nicht die Ersatzfrage große Schwierigkeiten bereitet. 1) Für das südliche Tirol hatte er bekanntlich Sigmund v. Moll, Alois Marcabruni und Franz v. Riccabona als Ersatzmänner für Welsperg, Widder und Aretin bestimmt. Als Adlatus hatte der Intendant Giovanelli d. j. zu sich genommen. Obwohl kein Freund beamtlichen Dienens, hatte sich Giovanelli in der ersten Begeisterung gewinnen lassen. Schon die Behandlung der Familie Schultes entfremdete die beiden Männer einander. Dass der ernste, tief fromme Bozener Patrizierssohn dem aufgeklärten Spötter Hormayr im Meinungsaustausch freimütig entgegentrat, war ein Majestätsdelikt und trennte die zwei so ungleichen Naturen völlig. Zwar nahm Giovanelli Anstand, durch seine Heimkehr aller Welt den Riss zu zeigen, aber seit der Ankunft mit Hormayr in Innsbruck gab es für jenen in der Kanzlei des Intendanten nichts mehr zu tun. Giovanellis Briefe aus dieser Zeit sind voll bitterer Worte. Ich bin hier, klagt er seiner Frau, höchst überflüssig. Dann wieder: „Ich bin meiner Lage satt, im höchsten Grade satt; ich wurde hineingerissen; wie ich herauskomme, weiß Gott." 2) Wie war der Schwärmer vom 25. April binnen acht Tagen nüchtern geworden! 3)

Kaum in Innsbruck angelangt, traf Hormayr 4) eine Veränderung in der provisorischen Leitung des Innkreises. Der Unterintendant Roschmann hatte nach Unterinntal abzugehen, an seine Stelle wurde Kreisrat v. Benz gesetzt. 5) Nach dem misslungenen Versuch mit Dipauli wurde dieser zur Versehung des Generalkommissariates zwar nicht mehr angesprochen, aber deshalb wurde seiner nicht vergessen. Dipauli geriet von einer Verlegenheit in die andere. Kaum hatte er die Berufung Chastelers und der Intendantschaft glücklich überstanden, so wurde er aufs neue beunruhigt. Roschmann forderte von den Mitgliedern des Appellationsgerichtes wie von anderen Beamten den Eid auf den österreichischen Kaiser. Trotz einer vom bayrischen König vor Ausbruch des Krieges gegebenen Ermächtigung fand der Appellationsrat die ihm vorgelegte Eidesformel bedenklich und ließ sich auch mit dem Vorhalt nicht trösten, dass man nur einen Administrations- nicht einen Huldigungseid verlange. Schließlich musste sich Roschmann damit begnügen, dass Dipauli eine von ihm selbst entworfene, mit besonderer Vorsicht gefasste Formel unterschrieb. Mittels derselben gedachte der

1) „Da ihre Zahl zu groß ist, sie alle von ihren Posten entfernen zu können, ohne eine nachteilige Stockung in Geschäften befürchten zu müssen, so muss der Mittelweg ergriffen werden." Hormayr an Goëss.
2) Giovanelli in fast täglichen Briefen an seine Frau (vom 3. — 12. Mai). A. G.
3) Vgl. ob. p. 368.
4) Einen Tag später traf auch Chasteler wieder in Innsbruck ein.
5) Gedr. Ausschreiben v. 3. Mai.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 381

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.