393 - Besetzung der Pässe


Memmingen spazierenden Tiroler, wo sie am 13. Mai ankamen. Ihre Vorposten erreichten noch Mindelheim. Im alten Reichsstädtchen gefiel es den Bauern so gut, dass keiner an ein rasches Weiterziehen dachte. Je länger sie in Memmingen blieben, desto grösser wurden ihre Forderungen, desto geringer die Zuneigung der Bürger. Besonders die Salzvorräte erweckten das bäuerliche Interesse. Bald machten sie sich darüber her, verschleppten, verschenkten und verkauften davon. Teimer wollte mit der Stadt ein Geschäft machen und, als er sich mit ihr nicht verständigen konnte, das Salz abführen lassen. Eben wurde darüber noch verhandelt, als es plötzlich hieß, die Franzosen kämen. Darob panischer Schrecken! Alles machte sich von dannen. Die letzten Tiroler verspürten noch die Galle der Bürger über die allzu starken Zumutungen und wurden mit Steinen beworfen oder der Gewehre beraubt. Es war das Werk einiger Minuten. Nicht 48 Stunden hatten die Bauern Rastzeit gehalten. Teimer entfuhr auf seiner Kalesche und brachte einige tausend Gulden nach Tirol zurück, welche ihm die Konfiskation des Salzes bereits eingebracht hatte. 1)

Die bayrische Regierung ärgerte sich nicht allein über die bei solchen Besuchen der Tiroler an den Tag tretende Passivität ihrer Untertanen, sondern auch über die flaue Haltung der von ihr angerufenen Württemberger. Nach Altdorf war zwar ein württembergisches Fußregiment gelegt worden, welches die benachbarten bayrischen Distrikte hätte schützen sollen. Zum großen Verdruss Bayerns zog sich dasselbe vor den Tirolern nach Ravensburg zurück. 2) Die Innsbrucker Deputation

1) Bericht des Grafen Reisach aus Memmingen, 15. Mai. M. St. Als die Tiroler fort waren, sah man sich nach den Franzosen um, die solchen Schrecken verbreitet hatten. Es stellte sich heraus, dass es ein falscher Lärm war. Die Bürger meinten schon, die Bauern möchten wieder kommen, und waren geneigt, ihnen jemanden entgegenzuschicken. Da trat der Generalkommissär Reisach dazwischen, organisierte aus den Bewohnern eine Stadt- und Torwache und drohte jedem, der seinen Befehlen widerstrebte, mit der Strafe für Rebellion. (Der König bestellt unter dem 15. Mai eine Spezialkommission zur Untersuchung gegen die Bürger von Memmingen, die sich untreu und feige gezeigt haben. Ebend.)
2) Württemberg machte Bayern den Vorwurf, dass es keine Reiter beigestellt habe. Montgelas replizierte, die württembergischen Offiziere hätten erklärt, keinen Auftrag gegen die Tiroler zu haben, weil bisher nur Beleidigungen derselben gegen Bayern, nicht aber auch gegen Württemberg vorgefallen seien. Notenwechsel vom 14. und 15. Mai zwischen den Ministern Taube und Montgelas. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 393

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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