423 - Peers Flucht


seinen gnädigen Herrn — er meinte Peer — nicht misshandeln. „Wås gnädige Hearn," hörte er sie antworten, „miar kenna koane gnädigen Hearn numa, iatz sein miar d' gnädigen Hearn; wenn mar a mål 's Geld habn, wölln mar enk schon d' gnädigen Hearn göbn." Ein Knabe, welcher die Zehn begleitet hatte, schloss sich zurückkehrend an Danei an, welcher ihn fragte, was denn er bei den Landstürmern gewollt habe. Offenherzig meinte der Junge, zuschauen habe er wollen beim „Derschiessen"; denn in Zirl hätte es geheißen, diese verdächtigen Reisenden seien zu füsilieren. Danei erwartete demnach in Zirl nichts Gutes. Wirklich vernahm er, dort angelangt, aus der sich drängenden Menge Zurufe, die wie „Abschlagen, Aufhängen" klangen. Aus voller Lunge schrie er, man solle ihn zum Hauptmann führen. Sie brachten ihn in das Wirtshaus Nagele vor den Hauptmann einer Imster Kompagnie, einen Herrn v. Wörz, der sich als ein sehr artiger, billig denkender Mann präsentierte. Denselben Eindruck machte seine nächste Umgebung. Danei wies die Pässe vor und legte dabei wie zufällig den Ablassbrief neben sich. Die Bauern, welche zugleich mit ihm eingetreten waren, machten sich gleich an die Besichtigung dieses seltenen Aktenstückes und entdeckten darauf das Bild des Papstes. Alsbald bemerkte einer zu seinem Nebenmann: „Du, dös muess a rechter Hear sein". Und so, wie er es einst bei Teimers Befreiung getan, begann der Priester von Rom und vom Heiligen Vater zu erzählen. Die Häupter entblößten sich, alle versicherten, nun seien sie beruhigt und hinreichend aufgeklärt, Danei möge nur seines Weges ziehen. Der Hauptmann diktierte für ihn noch einen Passierschein in regelrechter Kanzleisprache: „Wasmassen Seine Hoch- und Wohlgeboren" usw. und entließ ihn freundlichst. Beim Weggehen drängte sich noch ein Bäuerlein herzu und flüsterte ihn an: „åber recht ghöt håbe mehr hålt decht, dass mer sö håbn arretiern wölln." „Landsmann", sagte Danei, „ja, Ihr habt jetzt das Recht, jeden anzuhalten, aber Untersuchung und Urteil ist Sache des Hauptmanns." Ganz beruhigt gab der Frager zurück: „wenn mer nu' recht ghöt håbn; jatzt kennts scho fåhrn, söchts wohl, d' Heare sein gråd sovl Lumpa". Als der Befreite zum Dorf hinaus fuhr, hörte er eben, wie man verkündete: „Mander auf, dö Boarn bröchn scho bei Volders aucha, ålles auf nåch Kranewitten!" Und stürmisch schrie es zurück: „Auf Spruka ocha, d' Heare derschlågn und d' Stådt plündern, gscheider håbn miar 's Geld, åls d' Boarn!" Oben in Plattele traf er noch die zehn Gesellen zechend auf Kosten der verdächtigen Herrenleute. Danei setzte sich zu ihnen, trank auf ihre Gesundheit und wies ihnen des Hauptmanns Geleitschein. Um sie schnell zu verabschieden, bot er ihnen nebst Trinkgeld einen Wagen zu bequemer Rückfahrt an. Das gefiel den Leuten: „Tatn mer scho bitte, håbet hålt nix für übl." Unter guten Reisewünschen trennte man sich. Das Sprüchlein vom „Hearnderschlågn" hörten die



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 423

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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