424 - Kriegerische Stimmung


Flüchtigen noch ein paarmal durch Oberinntal und Vintschgau, bis sie glücklich in Meran landeten.

In Innsbruck erfuhr man Buols Abzug aus Volders von Bauerntrupps, welche kleinlaut und hängenden Hauptes heimwärts gingen, an allem verzweifelnd. Schnell wollte Dipauli den Augenblick ausnützen. Er begab sich zu Teimer und Senn, die aus dem Oberinntal herbeigekommen waren. Gerade traf er sie beschäftigt mit dem Entwurf eines neuen Aufrufes; eindringlich stellte er vor, dass ohne Militär nichts zu machen sei. Aber da kam er schlecht an. Auf die Österreicher, so ward ihm entgegnet, rechnen wir auch nicht; im Anfang waren auch keine Kaiserlichen da, und eben da ist es gut gegangen. Unverrichteter Dinge musste Dipauli abziehen. Auf der Straße klagte er dem ihm begegnenden Bürgermeister Schumacher seinen Misserfolg. Da erschien ein Bote, welcher das Stadtoberhaupt zu Teimer rief. Schumacher wusste, dass ein solcher Ruf für ihn Befehl sei, er erbat sich Dipaulis Begleitung. Nicht Teimer selbst, sondern dessen Quartiergeber Stadler empfing sie und forderte Lebensmittel für die Verteidiger in Volders. 1) Dipauli und Schumacher vereinigten ihre Bitten, es möge der Widerstand eingestellt und die Städte Innsbruck und Hall nicht einem Schicksal wie Schwaz ausgesetzt werden. Stadler ging in Teimers Gemach, brachte jedoch abschlägige Antwort zurück. Dabei wies er den Herren ein Schreiben Hormayrs, worin es hieß, Teimer möge die gute Stimmung des Volkes gebrauchen, um die Hauptstadt zu verteidigen. Neuer Schrecken fuhr den beiden Herren in die Glieder, nochmals verlegten sie sich auf eindringliches Flehen. Sie erwirkten endlich die Zusage, Teimer würde, wenn er bei Volders geschlagen werden sollte, sich nicht mehr vor Innsbruck aufstellen. Dafür musste aber der Bürgermeister augenblicklich für eine große Lieferung Brot Sorge tragen. 2)

Teimer ging die nächste Stunde ins Unterinntal. Unwillig sah er fortwährend heimkehrende Mannschaft an sich vorüberziehen. Daher sein Befehl an die Schutzdeputation, sie möge diese Leute nur gleich wieder abwärts senden, es gehe gegen den Feind im Vomperfeld, „an unserem Sieg zweifle ich nicht". 3) Als Teimer gegen Volders kam, traf er auf unerwartete Botschaft: der Feind wolle verhandeln. Wirklich hatte Wrede einen seiner Offiziere, Generalmajor Beckers, beauftragt, sich mit Buol in Verbindung zu setzen. Die durch Brand und Plünderung so arg mitgenommene Gegend von Schwaz mochte den Bayern längern Aufenthalt erschweren

1) Die Schutzdeputation schreibt, 17. Mai: „Leute sind vom Vomperbach bis nach Innsbruck gegangen, um etwas zu essen zu bekommen." L. A.
2) Dipauli, „Meine Lage" a. a. O.
3) Teimer an die Deputation, Hall, 17. Mai. L. A. Auch 5000 G. forderte er, die Deputation machte sie am selben Tage flüssig.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 424

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.