425 - Teimer und Wrede


und ein gütliches Abkommen mit dem Gegner geraten erscheinen lassen. Lefebre soll auch noch immer eine Bedrohung seiner Rückzugslinie durch Volkserhebungen im äußersten Osten des Landes, vielleicht auch durch Jellachich befürchtet haben. Nun war zwar Buol nicht mehr zu treffen, aber der von Beckers angesprochene und entsendete Sturmhauptmann begegnete Teimer. Der hatte gerade vor Monatsfrist eine glänzende Kapitulation abgeschlossen. Sollte am Ende jetzt ähnliches gelingen? Mit Freuden griff er zu. Eiligen Schrittes ging es Vomp zu, wo indessen die Tätlichkeiten beiderseits geruht hatten. In einer Mühle sprachen sich Wrede und Teimer. Der General forderte die Auflösung des Volksheeres und stellte Teimer hierfür stattliche Belohnung in Aussicht. 1) Waffenniederlegung wies der Tiroler kräftig zurück. Hat er vielleicht nicht sogar den Spieß umzudrehen versucht? Jedenfalls ging die Verhandlung nicht vom Fleck. Wrede ließ noch andere Schützenhauptleute — Alois Berchthold von Imst und Kassian Hueber werden speziell genannt — herbeirufen und suchte drohend wie warnend auf sie einzureden. Alle blieben hart. Zum Schluss ergriff der General den Ausweg, einen 36 stündigen Stillstand anzutragen, den die Bauern als Bedenkzeit gebrauchen könnten. Darauf einigten sich die. Unterhandelnden. Verstrichen diese Stunden erfolglos, so sollte am Freitag, den 19. um 6 Uhr früh das Kriegsspiel wieder angehen.

Wredes Voraussetzung bei diesem Paktieren war, dass die Sturmkolonnen während der gewährten Frist sich zerstreuen würden. Da kannte er aber seine Gegner schlecht. Allgemein fasste man die Gewährung als Zeichen der Schwäche auf. Die Bayern, so lautete der Kalkül des Volkes, wollten unter dem Deckmantel der Waffenruhe heiler Haut über den Scharnitzpass entkommen. Eine andere Erklärung durfte sich nicht an die Öffentlichkeit wagen. 2) Ja, die Schutzdeputation, nicht etwa die bäuerliche sondern die offizielle im Landhaus, deren Gremium schon durch

1) Über diese etwas anrüchigen Verhandlungen zwischen Wrede und Teimer wurden später von beiden Teilen widerspruchsvolle Behauptungen in die Welt geschickt. Dipauli hörte in München, Teimer habe sich gegen eine Jahrespension zur Pazifikation angetragen, was Bayern mit Verachtung zurückgewiesen. Teimer behauptete später das Gegenteil, die Verachtung auf Bayerns Antrag sei auf seiner Seite gewesen. Dass ihm ein Antrag gemacht wurde, bezeugt Wredes Bericht bei Heilmann, F. Wrede p. 152 und Wredes Schreiben bei Hormayr II, 132. Dass Teimer als erster die Sache angeregt habe, ist niergends deutlich gesagt. Hormayr meint allerdings, Teimer habe das Verlangen gestellt, aber nur um den Feind zu sondieren. Soviel geht aus Teimers Verhalten in den nächstfolgenden Stunden hervor, dass er von den Bayern nicht erkauft war.
2) Dipauli a. a. O. Am 16. gibt die Deputation dem Schützenmajor Kapferer in der Scharnitz den Befehl: „Wenn der Feind von Bayern her vordringt, sollt ihr euch tapfer wehren. Sollte der Feind von hier aus zu euch hinauskommen, sollt ihr ihn ruhig passieren lassen und nicht necken." L. A.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 425

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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