436 - Annäherung Lefebres


und standen unter sich und mit den in Mittenwald liegenden Korporalschaften in guter Verbindung. Die Niedergeschlagenheit über den Abzug des Militärs war schnell wieder einem entschlossenen Geist des Widerstandes gewichen. 1) Bei seiner Annäherung fand daher Arco den Gegner vorbereitet und musste nach einem nicht glücklichen Geplänkel am 19. Mai von Mittenwald ablassen. 2) Seine Aufforderung, den Widerstand einzustellen und Geiseln zu senden, hatten die Bauern nicht beantwortet. Allein ihren Kommandanten Kapferer, dem ja auch die Ereignisse in Unterinntal nicht ganz unbekannt bleiben konnten, war es in dieser Stellung vor Scharnitz doch nicht mehr ganz geheuer. Ohne Militär und Geschütze, so ließ er der Deputation sagen, werde er sich nicht halten können. Landsturm von Petersberg, der jetzt noch zu seiner Unterstützung eintraf, zeigte keine vertrauenerweckende Staffierung; die Leute hatten weder Munition noch Gewehre, nicht einmal Lebensmittel, viele davon erschienen nur mit „einem Stecken, als wenn sie auf einen Viehmarkt gehen wollten". 3) Ähnliche Berichte kamen von Reutte. Nach beiden Pässen mussten Weisungen erteilt werden. Als Graf Tannenberg mit den wenigen Deputierten, die ihn noch umgaben, darüber beraten wollte, erschienen noch zwei Bauern als Verordnete des Oberinntals und führten eine äußerst kriegerische Sprache, wollten überhaupt von einer dem Lande drohenden Gefahr nichts wissen. In der Verlegenheit sandte man wieder um Dipauli. Dessen Rat lautete, man möge die Hauptleute an den Pässen Stillstände mit dem Feinde schließen lassen, bis sich der Erfolg bei Wrede zeige. Also lauteten dann auch die hinausgegebenen Befehle. Als die Bauern die Besetzung der Landeshauptstadt erfuhren, räumten sie ihre Stellungen. Dipauli verließ, sobald er sein Gutachten abgegeben, sogleich die Deputationssitzung. Man wollte ihn zurückhalten und sich seines Beistandes noch weiter bedienen. Er war nicht zu

1) Kapferer an die Deputation, 14. Mai. L. A. Ders. an dies. 15. Mai. Dieser Major hatte von der Deputation ein „Fassl" Geld bekommen. Er sendet es zurück mit der Meldung, er habe unlängst erst Vorschüsse verteilt und wisse für so viel Geld keinen sichern Bewahrungsort.
2) Schon am 15. waren, als sich 40 Jäger bei Walgau zeigten, ihnen sogleich 200 Freiwillige von den Tirolern entgegen gezogen. Ein Gefecht, das nach d. Ost. mil. Zeitschr. (1833) p. 298 und danach bei Maretich, „Die zweite u. dritte Berg Isel-Schlacht," p. 4 schon am 11. Mai bei Scharnitz stattgefunden, ist nicht zu belegen. (Ich bezeichne diese letztere Publikation weiterhin als Maretich I, desselben Verfassers „Die vierte Berg Isel-Schlacht" als Maretich II.) Über die Chronologie s. Richter. Krieg in Tirol, Zeitschr. d. deutsch. u. öst. Alpenvereins VI. p. 189.
3) Kapferer, 17. Mai. Kapferer, durch „anonyme Stafetten" beunruhigt, verließ am 18. seinen Posten, um Teimer aufzusuchen. .Die Deputation vernahm das ungern : „Kapferer hätte besser getan, sich an uns statt an Teimer zu wenden." An d. Kommandantschaft in Scharnitz 18. Mai. L. A.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 436

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.