439 - Dipauli nach München


bestimmte verzögerte um einige Tage ihre Abreise und konnte infolge der kommenden Ereignisse Innsbruck gar nicht verlassen, die andere begab sich am 21. nach München, konnte aber aus demselben Grunde nicht mehr ungehinderte Rückkehr finden.

Auch eine Abordnung der Beamtenschaft ging an das königliche Hoflager, um Rechenschaft zu legen über ihr Verhalten während des Aufstandes und neuerlich Huldigung zu leisten. Mitglieder des Appellationsgerichtes als der eigentlich „einzigen noch funktionierenden Behörde" übernahmen die Mission: Vizepräsident Weiden und die Räte Dipauli und Inama. 1) Sie verließen schon am 20. Innsbruck. Von Schwaz an ließen sie die grausigen Erinnerungen an den bayrischen Durchzug erschaudern. Sie mussten diesen Ort der Zerstörung umfahren, denn es war bei den noch immer rauchenden Trümmern nicht durchzukommen. Leichname lagen noch am Wege, an der Zillerbrücke erblickten sie die Bäume mit den Gehängten. Rotholz, wo Inamas Bruder Pfleger war, mussten sie hungernd verlassen, es war nichts aufzutreiben. Der Kommandant des bayrischen Nachtrabes, den sie in Rattenberg trafen, Siebein, sagte ihnen, in Wildschönau sei es noch immer unruhig. Dipauli bewog den Pfarrer Pungg in Kundl, auf die Leute dieses Hochtales in friedlichem Sinne einzuwirken. Der Geistliche gehorchte und wurde dafür später von Teimer gestraft. Zu größerer Sicherheit ließen sie sich von Siebein eine Eskorte mitgeben. Wörgl trafen sie gänzlich entvölkert, nur den alten Pfarrer konnten sie aufspüren. Auch ihnen blieb dann bis auf weiteres Tirol versperrt. Dipauli traf in München Hörmann, seinen alten Freund vom Sammler her, welcher sich seiner wärmstens annahm, ihm auch im Hause Montgelas Zutritt verschaffte. Wie wir Dipaulis Wesen kennen, begreifen wir, dass er seinen unfreiwilligen Aufenthalt in München als glückliche Fügung betrachtete, durch die er den folgenden Szenen der Erhebung in Tirol entrückt blieb. 2)

Wredes aufbrausender Zorn hat sich in Innsbruck schnell gelegt. Sein Begleitschreiben, das er den Gesandten an den König mitgab, atmet nur Entschuldigung der Verirrten und empfiehlt den Weg der Milde. Selbst Graf Tannenberg fand an ihm jetzt einen freundlichen Fürsprecher. 3) Wenige Tage des Aufenthaltes in Innsbruck

1) Auch Trentinaglia hätte mitgehen sollen. Ihn hinderte ein Unwohlsein. Dafür erlangte Dipauli die Erlaubnis, seinen Sohn Josef mitzunehmen.
2) Dipauli „Meine Lage": „Wie dankbar bin ich dem Baron Weiden, dass er mich mitgenommen." Hörmann gab dem Freunde Kost und Quartier. Die arbeitslose Zeit füllte Dipauli mit dem Unterricht seines Sohnes im römischen Recht und mit eifriger Lektüre. „Ich las damals in sechs Monaten mehr als in vielen Jahren."
3) Wrede an den König, 21. Mai (M. St.): „Soeben treten die Abgeordneten die Reise zu E. M. an. Ich habe mich überzeugt, dass das Volk meist nur durch Österreich verleitet wurde. Deshalb möchte ich raten, es milde zu behandeln. Der alte Tannenberg steht an der Spitze der Gesandten. Auch er war nur durch die Drohungen der Bauern gezwungen, den Vorsitz der Schutzdeputation anzunehmen. Sein hohes Alter und das schwere Unglück in Schwaz, das ihn getroffen, empfiehlt auch ihn der königlichen Gnade."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 439

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.