445 - Hofers Tätigkeit


Während der Wochen ununterbrochener Waffenbereitschaft, zuerst unter Chasteler um Trient, dann unter Marschall in der Valsugana, hatten sich die südtirolischen Bauern gewöhnt, im Passeirer Hauptmann Hofer ihren gemeinsamen Kommandanten zu sehen. Seitdem der ebenso ungeschickte als unbeliebte Marschall sich wieder nach Brixen zurückgezogen, hatte sich das Ansehen des Sandwirts, der mit dem in Trient bleibenden Leiningen trefflich harmonierte, noch mehr gefestiget. Nach Chastelers Schätzung war Hofer für Südtirol das, was Teimer für Nordtirol war, er empfahl beide zur Auszeichnung der Adelsverleihung und der Beschenkung mit einem kaiserlichen Lehensgute. Der Kaiser willfahrte sogleich, aber infolge eines Versehens der Hofstelle unterblieb die Ausfertigung. 1) Hofer hat daher von dieser Verleihung nie etwas erfahren. Seine Wirksamkeit aber stellte jene Teimers alsbald in Schatten, er erhob sich zum leitenden Mittelpunkt der Landesverteidigung nicht allein des südlichen, sondern auch des nördlichen Landesteiles, die zweite Befreiung sollte von ihm ihren Ausgang nehmen.

Die erneuerten Aufbietungen Hormayrs, die rasch einander folgenden Zeitungen, welche, wenn auch vielfach sich widersprechend, jedenfalls nichts Gutes ahnen ließen, riefen die bäuerlichen Mannschaften aus ihren bisherigen welschtirolischen Posten ab. Am 16. weilte Hofer in Kaltern, entschlossen, seine Schritte nordwärts zu lenken. Es stand ihm fest, jetzt musste man dem „nördlichen Vaterland" Hilfe bringen; für das südliche sei schon gesorgt, da alle im Etschland liegenden Gerichte aufgeboten seien und es an Führern und braven Offizieren nicht mangle. 2) Nur wie im Flug sein Heimattal berührend, trieb es ihn nach Sterzing. Das hatte er, nachdem er von der Retirade der Kaiserlichen vernommen, zum Sammelpunkt der Landsleute bestimmt. Von einem der beiden Jaufenhäuser, aus Leiteneben, erließ er seine Laufzettel, dieses später noch so oft erprobte Mittel, neue Volksmassen aus dem Boden zu zaubern, die Lunten, wie sie einmal Haspinger genannt hat, welche das große Feuerwerk

1) Chasteler an E. Johann, 28. April. A. J. Er ersucht de voulair bien nomer le brave Teimer et le Sandwirt aussi. Der Kaiser möge daprés l'exemple de 1703 les annoblir et leur donner a chaquun une petit terre ou fief. — Als mehrere Zeitungen 1819 (die Wiener Zeitung 4. Juni, die Carinthia 5. Juni) die kaiserliche Versorgung der Familie des „Andreas Edlen von Hofer" verlautbarten, wandte sich der Tiroler Statthalter Bissingen an den Minister Saurau, da in Tirol von einer Adelung Hofers nichts bekannt sei. Saurau gab die Aufklärung, dass die Erhebung in den Adelsstand am 15. Mai 1809 erfolgt sei. Notenwechsel v. 13. und 20. Juni 1819. J. St. Auch für Teimer erfolgte die kais. Entschließung unter dem 15. Mai 1809. Staffler II, 575.
Anmerkung: W.M.: Vergl. auch Granichstaedten-Cerva.
2) Hofer an Giovanelli d. ä. Kaltern, 16. Mai. A. G. Er fordert, auch die Stadt Bozen möge sich tätig zeigen, da dort gute Schützen zu finden.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 445

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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