464 - Sturm der Bayern gegen den Isel


über Gärberbach hinaus zum Sonnenburgerbühel gelangt. Lebhaftes Geplänkel erfüllte gleichzeitig die Hochfläche von Natters, auf welcher sich der linke Flügel Hofers entfaltete. Wie die Kompagnien am rechten sich dem Befehl Speckbachers und Gasteigers unterordneten, so folgten sie hier dem Kommandowort des heißblütigen Paters Rotbart. Da galt es, die Umgebung von Natters von feindlichen Vorposten zu säubern. Die Zurückziehenden nahm der nordwärts vom Dorfe gelegene Wald auf, wo die zerstreut liegenden Höfe und Hütten den Bayern kommliche Haltpunkte boten, um sich wieder zu sammeln und festzusetzen. Tiroler und Kaiserliche drängten ihnen nach und waren schon daran sie in die Ebene zu werfen, als neu anlangende Kräfte, von Deroy entsendet, die sich weit dehnende Linie dieses Flügels zu durchbrechen drohten, so dass Ertel an denselben Verstärkungen vom Zentrum abgeben musste. Ganz wie gerufen brach Bucher mit dem Landsturm von Axams und Kematen vom Westen her vor, und nun mussten die Bayern den ganzen Waldrücken räumen und in den der Ebene zunächst liegenden Gehöften und Häusern wie Husslhof und Galiwiese Deckung suchen. Von dieser günstigen Wendung am Flügel profitierte auch Hofers Zentrum. Dieses gelangte nun auch über den Rand des Plateaus hinaus und begann den Abstieg durch den bewaldeten Nordabhang des Isel. Aber bis zum Fuß des Berges konnten sie nicht gelangen, weil einzelne Bauten, wie Sarntheinhof, Reseler, Linsingburg, den Bayern als Kastelle dienten, die nicht leichten Kaufes zu nehmen waren. So kam hier das Gefecht zum stehen. Ertel ließ gegen diese hemmenden Ausfallspunkte seine bis zum Plateaurande vorgefahrenen Geschütze spielen, ihnen antworteten die bayrischen Batterien, welche in den Wiltener Feldern von der Pfarrkirche bis zum Ziegelstadel verteilt waren.

Deroys Hauptmacht hatte bisher nicht in den Kampf eingegriffen. Sie stand schlagbereit beim Kloster Wilten. Der General wollte die Stellungen zurückgewinnen, welche seine Vorposten auf den Höhen vor Eröffnung des Gefechtes innegehabt. Unter dem lebhaftesten Geschützfeuer ließ er frische Kräfte vorgehen. Von seinen beiden Seitenflügeln hatte der eine jenseits der Sill die Höhe des Lemmenhofes zu gewinnen, der andere die Tiroler am Husslhof zu verdrängen. Der hauptsächlichste Stoss war gerichtet gegen den Iselberg. Damit war den Soldaten eine verzweifelt schwere Arbeit zugedacht. Annäherung war nur möglich durch ein völlig ungedecktes Terrain. Vom Walde geschirmt konnten die Schützen bequem die Herannahenden aufs Korn nehmen. Aber die Bataillone hielt das nicht auf, sie erreichten im Sturmschritt den Fuß des Berges. Da begann aber erst die größte Mühseligkeit. Es galt einen von Bäumen umrahmten Hohlweg zu forcieren. Beim ersten Anlauf zwar wichen die Bauern zurück. Im nächsten Augenblick jedoch warfen sie sich, das



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 464

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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