467 - Hofers Aufgebot


Söhne, die noch draußen um den Sandwirt aushielten, zurückzuholen. 1) Da musste sich Hofers zusammenhaltende Kraft bewähren. Vor allem wurde wieder fleißig Kriegsrat gehalten. Ein weiteres Zurückgehen, etwa bis zum Brenner, dem auch der Sandwirt anfangs zuneigte, wurde fallen gelassen. 2) Hofer soll es wie einen Wink von oben genommen haben, als in der beratenden Versammlung plötzlich ein Greis erschien, welcher zu neuem Angriff anfeuerte. Ein Verlöbnis zum Herzen Jesu und ein Umgang am Freithof zum Gedenken der armen Seelen, meinte der Alte, werde schon helfen. 3) Der fromme Sandwirt folgte dem treuherzigen Rat, die angriffslustige Stimmung gewann die Oberhand. Hofers Tagesbefehl 4) verkündete: „Die Sache hat sich geändert, es sollen in Innsbruck nicht mehr als 2000 Mann sein, die ganze Mannschaft hat stehen zu bleiben." Laufende Boten mussten für reichlichen Nachschub sorgen. Die am 25. vermissten Oberinntaler sollten wenigstens das nächste Mal nicht fehlen. Meine lieben Oberinntaler, so meldete ihnen ein Laufzettel Hofers, übermorgen greife ich den Feind von der Seite des Berg Isels an, kommt mir also zu Hilfe! Noch dringender wurden die „lieben Brüder Oberinntaler'' am folgenden Tag herbeibefohlen: „Für Gott, den Kaiser und das teure Vaterland! Morgen in der Frühe ist der letzte Angriff. Wir wollen die Bayern mit Hilf der göttlichen Mutter fangen oder erschlagen und haben uns zum liebsten Herz Jesu verlobt; kommt uns zu Hilf." Und den Missmut darüber, dass sie schon einmal ausgeblieben, hervorkehrend, schließt dieses Mandat: „Wollt ihr aber gescheiter sein als die göttliche Fürsichtigkeit, so werden wirs ohne euch auch richten." Nachdruck sollte dieser Ruf bekommen durch die Persönlichkeit der Überbringer; es waren zwei von Hofers Adjutanten, Leopold Krainer und Josef Gufler.

In diesen Tagen der Vorbereitung hat man in den bäuerlichen wie militärischen Hauptquartieren, aber, so weit man sieht, Bauern und Militär meist gesondert, an den taktischen Plänen zu dem für den 29. angesetzten Angriff gearbeitet: in Schönberg um Hofer, in Matrei Ertel mit seinen Offizieren, in Patsch die Männer des rechten Flügels wie Gasteiger, Straub 5) und andere. Die in Patsch, durch die tiefe Sillschlucht vom Standort des Zentrums am Schönberg geschieden, sandten hinüber zum Sandwirt und verlangten zu wissen, welcher Befehl ihnen zugedacht wäre. Sie bekamen

1) Mém. de Mais. Auch vom Innsbrucker Mittelgebirge wird berichtet, dass die Leute voll Angst waren.
2) Eine Reihe von Motiven, welche die Bauern zur Offensive bestimmten, enthält das Schreiben des Karl v. Menz an die Bozener Verteidigungskommission 28. Mai. A. G. Menz war am 27. selbst bei Hofer am Schönberg.
3) Stadler, welcher dies berichtet, setzt bei:  Hofer hat mir das selbst erzählt.
4) Vom 27. Mai.
5) Ein Brief Straubs datiert aus Ellbögen 27. Mai.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 467

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.