479 - Ausgang der Schlacht


die Bauern nach kurzer Unterbrechung wieder ihre Gewehre an, das gegenseitige Feuern wurde lebhafter. Aber ein ernstliches Vorprellen aus den augenblicklich eingenommenen Stellungen wagte keine der Kampfparteien, der Abend senkte sich über die Landschaft und mahnte zur Einstellung des blutigen Tagwerkes. Teimer verzichtete auf weitere Annäherung und wählte Kranewitten zum Nachtquartier. Äußerlich war eine Entscheidung nicht erfolgt, aber das wirkliche Ergebnis zeichnet die in beiden Lagern obwaltende Stimmung: die Bauern träumten von frischem, frohem Schlagen bei nächstem Sonnenaufgang, Deroy richtete alles her zu nächtlichem Abzuge.

Die bayrische Streitkraft hatte schweren Schaden gelitten. Die Verlustziffer wird mit 1000 kaum zu hoch gegriffen sein. 1) Auf tirolischer und kaiserlicher Seite zählte man 243 Mann an Toten und Verwundeten.

Dass Deroy auch nicht einen Fussbreit Landes von dem südlichen Höhenkranze behaupten konnte, darin bestand seine Niederlage. Seine tapferen Truppen verbluteten an dem Wagnis, die verlorenen Berggehänge wieder zu gewinnen. Den Grossteil ihres Erfolges erkämpften die Bauern schon am Vormittag, da sie, mit heldenhafter Todesverachtung auf die zahlreichen feindlichen Stellungen auf der ersten Höhenstaffel sich werfend, sich zum ausschließlichen Meister derselben machten. Militär und Volk haben an diesem Tage in schönem Verein zusammengewirkt. 2) Gedenkt das spätere Geschlecht der Kämpfer des 29. Mai, so darf neben dem Sandwirt, Speckbacher, Haspinger, Stufer, Eisenstecken, Hendl, auch eines Ertel, Welling, Ammann und Daubrawa nicht vergessen werden. Priester Lechleitner, welcher von einer Höhe bei Lans den Gefechtslauf beobachtete, ist von Bewunderung erfüllt über die ausgezeichnete Haltung der Männer von Passeier, Sarntal, von Ritten und Gröden, der Pustertaler, derer von Steinach und Pfitsch. Nur ganz vereinzelt kam es vor, dass einmal ein Landsturmhaufe sich als unbrauchbar erwies und. anstatt ins Feuer zu gehen, durch ein Dorf lief mit dem Rufe: „eppas z'essen, miar bleibn in der Reserve", welcher nur leichtfüßig wurde beim Rufe, die Bayern kommen. 3) Erzählungen in Menge gingen alsbald durch das Land, welche meldeten vom Opfer- und Wagemut, worin dieser und jener hervorleuchtete. Auch kampflustige Dirnen mischten sich in die Reihen, nicht bloß um Verwundete zu pflegen, sondern auch beim Gefechte mitzuhalten. Lange nachher erinnerte man sich der „Lebzelter Mariandl" von Schwaz, welche

1) Der verlässliche Stettner zählt 300 verwundete Bayern im Servitenkloster, 100 im Lager und 300 in den Spitälern. Bayrische Angaben schätzen die Zahl der Toten gegen 300.
2) Karl v. Menz meldet noch am 29. ½ 8 Uhr abends von Schönberg nach Bozen: „Ertel konnte des Lobes unserer braven Defensionstruppen nicht müde werden und das ganze Militär lässt denselben Gerechtigkeit widerfahren." A. G.
3) Lechleitners Bericht an Giovanelli. A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 479

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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