502 - Ausblicke um Hilfe


Beim Kaiser und bei Johann fanden die Träger solcher Hilferufe wenigstens freundliche Aufnahme, den Erzherzog Karl trafen sie mürrisch und ungehalten 1): „Die Tiroler wollen immer raufen, sie sollen warten." Das heißt: warten auf die Entscheidung zwischen den großen Armeen am Marchfelde. Franz vertröstete auf die Besorgung von Geld durch Anreiter; 2) aber von vertrauter Seite erfuhr Hormayr, es gebe unter den Hofleuten welche, die der Bewegung in Tirol als einem „bösen Beispiel" kopfschüttelnd folgen und den Intendanten, welcher ursprünglich so viel versprochen, als einen unbequemen Tollhäusler erklären. 3) Eine Sendung nicht zwar von Geld, aber von Munition und Getreide, welche in Johanns Auftrag nach Tirol abging, wurde Mitte Juli bei Friesach von den Franzosen weggenommen.4) Von Österreich her kam also dem bereits ausgesogenen Lande nichts zu. 5) Hormayr hatte jedoch noch eine Geldquelle herausgeklügelt. Der Befreiungskampf der Tiroler, meinte er, müsse doch auch das „Nationalgefühl und Staatsinteresse" der Engländer berühren. Die zwei Tiroler Huter und Eller bekamen von ihm Briefe an englische Agenten und den Gesandten Bathurst in Ofen mit, worin die Unterstützungsbedürftigkeit des Landes in Ansehung des vom Feinde erlittenen Schadens sowie der Schürung des Aufstandes beleuchtet war. Und wirklich ging noch im Juni ein Kurier Bathursts mit warmen Empfehlungen nach London. Bis die Angelegenheit dort erledigt war, hatte man den Waffenstillstand von Znaim geschlossen. Damit schien dieser Aktion der Boden entzogen. 6) Erst später sind andere auf Hormayrs Idee zurückgekommen.

1) Huter (Herausg. v. F. v. Scala) p. 75.
2) s. ob. p. 378.
3) Als den, welcher alle Entschlüsse zugunsten Tirols durchkreuze, bezeichnet Hormayr (II, 322) den Hofrat Hudelist.
4) Hormayr spricht auch von einem Wechsel per 40 000 Gulden auf das Haus Tschurtschenthaler, der nie nach Tirol gekommen sei.
5) E. Johann schreibt in seinen Denkwürdigkeiten zum 6. Juni: „Hormayr schreibt aus Innsbruck und fordert. Ich fühle die Notwendigkeit so gut wie er. Aber woher? Man hatte gleich anfangs die Verwirklichung des Hauptprinzips, Tirol nicht allein als eine Festung zu betrachten, sondern alles zu tun, was dazu erforderlich war, nicht beachtet. Man hatte nicht hinreichende Geldmittel oder Nachschübe an Munition und Lebensmittel vorbereitet. Auch war die Reihenfolge der Ereignisse so schnell, dass beinahe nichts geschehen konnte. Alles war, wie natürlich, der Hauptarmee zugewendet, die andern wurden entweder vergessen oder alles kam zu spät. Dazu noch bei Tirol die Schwierigkeit der Verbindung mit den andern Erblanden."
6) Ich entnehme dies einem in M. St. liegenden Bericht unbekannter, jedenfalls bayrischer Provenienz von ca. 1811, worin von den späteren englischen Subsidien gesprochen ist. Huter macht darüber keine Erwähnung, er bemerkt nur, dass er in Ofen vom Palatin E. Josef empfangen wurde.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 502

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.