504 - Freiwilliges Anlehen


benahm sich sehr zurückhaltend. 1) Von den Städten Innsbruck und Hall hatte man sich 30 000 Gulden erhofft. Der Erfolg blieb weit zurück. Schneeburg berief die angesehenen Kaufleute zu sich, und außer jenen, die sich bereits in Salzkontrakte eingelassen hatten, konnten noch einige andere, wie Leopold Ferstl, Sebastian Fischnaler und Johann Bederlunger zu Vorschüssen bewogen werden, wofür ihnen Wechsel, von Buol und Hormayr unterschrieben und lautend auf das Bankhaus Arnstein und Eskeles in Wien, ausgestellt werden mussten. Im ganzen erwies sich das „freiwillige" Anlehen als ein Schlag ins Wasser. Mehr versprach man sich von einem „unfreiwilligen" oder „forcierten". Dieses wurde in einer Höhe präliminiert, dass endlich auch für die Auslagen der bürgerlichen Verwaltung Mittel bereit stünden. Hormayr begab sich nach Bozen und rief Mitglieder der alten Landschaft in den großen Merkantilpalast. Denen trug er seinen Anlehensplan vor, ließ darüber von einem Unterintendanten Protokoll führen und unterzeichnete es. 2) Das war seine wiederholt gewählte Methode, um sagen zu können, dies und jenes sei „verfassungsmäßig" geschehen. Am selben Tage noch, 2. Juli, da er den Bozener Herren Vortrag hielt, erschien auch schon die Ausschreibung des forcierten Darlehens. Seine bisherigen Steuermandate, so klagt darin der Intendant, haben wenig Wirkung gehabt. Mit Österreich sei die Verbindung, wenn auch voraussichtlich nur für kurze Zeit, unterbrochen, weiteres Stocken der zivilen Geschäftsführung aber unerträglich. „Religion und Menschheit leidet darunter." Daher werde zu einem außerordentlichen Hilfsmittel gegriffen, das die Vaterlandsgeschichte schon früherer Jahrhunderte kenne. 3) „Die k. k. Intendantschaft findet sich demnach bewogen, nach vorläufig gepflogener Beratung mit einem Ausschuss aus allen vier Ständen im Namen des Kaisers von Österreich nach den Beispielen der Vorzeit ein forciertes Darlehen im Lande Tirol zu dessen unverkennbarstem Wohle auszuschreiben". Nach der Grösse der Orte hatte jeder eine Summe

1) Nicht bloß das Geld war knapp, man baute auch nicht sehr auf die angebotene Sicherheit. Dass dieses Misstrauen begründet war, zeigt folgender Fall. Ein Herr v. Kapeller in Innsbruck wollte seinem Schwager, Major v. Leis, 850 G. nach Klagenfurt senden. Bei der Unterbindung des Verkehrs dahin gab er die Summe als freiwilliges Darlehen in die Innsbrucker Kreiskasse mit der Bedingung, dass sie der Klagenfurter Kriegskasse die Auszahlung auftrage. Ein solcher Auftrag erfolgte aber nicht, und der Major hatte noch im November nicht sein Geld. Dies erzählt Hormayr selbst in dem Bericht an Zichy v. 15. Nov.
2) Denselben Vorgang hielt Hormayr ein, als er in Bozen 17. Juni die Schutzdeputation einsetzte. Genau beschrieben von Giovanelli d. j. an Dipauli 12. März 1810. A. D.
3) Hormayr erinnert hier an die Zeiten der Landesfürsten Ferdinand, Leopold und Claudia und nennt sogar Jahreszahlen. Forcierte Darlehen nach seinem Rezept kannten jene Zeiten kaum. Aber Hormayr mochte sich sicher fühlen, dass niemand seine Behauptungen kontrolliere. Während des Venezianerkrieges Maximilians I. wurde einmal etwas Ähnliches versucht.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 504

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.