509 - Hormayr und Hofer


Nons- und Sulzberg, Malanotti und Steffenelli, werden für aufgehoben erklärt. Mit dem Intendanten und der Generalität ist unausgesetzt enges Einvernehmen zu unterhalten. Für die zu organisierenden Kompagnien werden die Waffenfähigen vom 16. bis zum 45. Jahre herangezogen, aus je vier oder sechs Kompagnien Bataillone gebildet. Für die zahlreichen Ranzionierten requirierte Hormayr Kleidung und Waffen, um durch sie die militärische Wehrmacht im Land zu vermehren. Alles Bestimmungen, 1) die für ein Land, dessen Volk in einem fort unter Waffen stehen musste, gewiss not taten. 2) Ob sie bei der Bevölkerung, welche gerade in solchen Dingen bürokratische Leitung besonders schwer ertrug, auf einhellige Zustimmung rechnen konnten, darf man bezweifeln. Von Hofer wenigstens liegt ein Fall vor, welcher zeigt, dass der Sandwirt an einer mit der Intendantschaft konkurrierenden Gewalt festhielt. Anfangs Juli erschien Hormayrs bestellter Kommissär Plawen in Schlanders mit einer offenen Ordre zur Aufstellung von zwanzig Kompagnien zum Grenzschutz bei Reutte. Von diesen sollte das Gericht Schlanders und Montan drei liefern. Plawen hielt vor dem versammelten Ausschuss den Vortrag. Die Bauern sagten nicht sogleich zu, sondern wollten die Meinung des unter ihnen angesehenen Hauptmanns Frischmann hören. Der aber ließ ihnen durch seinen Adjutanten Purtscher sagen, er habe von Hofer gemessenen Befehl, ohne dessen Wissen nichts vorzunehmen, die Südtiroler müssten bereit stehen, um Leiningen zu helfen, für Nordtirol sollten die dortigen sorgen. 3) In Hofers damaligen Erlässen wird niemals auf den Intendanten Bezug genommen, selbst wenn es sich, wie im Nonsberg, wo Hofer Ordnung zu machen suchte, um Schritte handelte, welche im Sinne Hormayrs waren. Einzelne Anzeichen scheinen

1) E. Johann zeichnet auf: Hormayr hat seine Anordnungen zur Verteidigung Tirols „da ich ihm alles mitteilte, aus meinen Entwürfen und Anträgen gezogen."
2) Wenn z. B. beim Aufgebot nur Willkür und Zufall herrschte, so musste es Unordnung geben. Eine heitere, aber bezeichnende Szene beschreibt Knoflach: Am 2l. kam von Ambras her durch die Universitätsstrasse ein Zug Bauern gravitätisch dahermarschiert. Zerlumpte Gassenbuben trugen ihnen die Gewehre voraus. Voran ging einer mit einem fahnenähnlichen Signum, es war ein Stück schmieriger Tapete, auf der Stangenspitze eine blecherne Feldflasche. Ein anderer trug eine alte zerbrochene österreichische Trommel, wieder einer eine Schwegel, sein Nebenmann schlug mit einem rostigen Küchenspieß auf eine alte Sense, dann schüttelte einer an einem Stock einen Schellenkranz mit einem Eifer, dass ihm der Schweiß von der Stirne perlte, und wiederum sah man einen, welcher den Trommler mit großen Hafendeckeln begleitete. Unter höllischem Lärm hielten sie ihren Einzug in die Stadt. Fragte man sie, wer sie seien und was sie wollten, so folgte die Aufklärung, sei seien von Aldrans und auf Teimers Befehl zu einer Kompagnie ausgehoben worden; man habe ihnen gesagt, dass schon im nächsten Augenblick ausgezogen werde, nun aber warteten sie schon mehrere Tage, arbeiteten nichts und verzehrten ihre Kreuzer, ohne zu wissen, was mit ihnen sei. Sie wollten vor Teimers Wohnung ziehen und sich bei demselben des Näheren erkundigen.
3) Aus Purtschers Aufzeichnungen (5. Juli) A. W.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 509

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.