510 - Beschaffung von Schiessbedarf


geradezu auf ein gespanntes Verhältnis zwischen beiden hinzudeuten. 1) Getroffen haben sich Hormayr und der Sandwirt möglichst selten, obgleich jener wiederholt Südtirol besuchte. Dagegen lässt sich ein Besuch Giovanellis in Passeier nachweisen. 2)

Einen Gegenstand eifrigsten Umtuns bildete für Hormayr die Herbeischaffung notwendigen Schiessbedarfs. Er ließ Geschütze gießen 3) und bewog die Schlossherren von Wolfsthurn und Büchsenhausen, Sternbach und Delama, zur Überlassung der dort aufgestellten Stücke. Durch seine mit der Schweiz unterhaltenen Beziehungen suchte er von dort Munition zu gewinnen. Manche Saumladung wurde glücklich über die Grenze gebracht. Dem Späherblick des französischen Gesandten Talleyrand entging diese Unterstützung des Tiroler Aufstandes nicht. Auf sein Betreiben wurden Verdächtige, wie der Bischof von Chur und Landammann Zellweger, polizeilich arrestiert, Untersuchungsprozesse eingeleitet und entdeckte Munitionslieferanten bestraft. Pulver wurde eine Zeitlang unter der Form des Branntweinhandels von Engadin nach Tirol geschmuggelt. Solange Turgauer Offiziere die Grenzhut versahen, war die Kontrabande erschwert, unter den sie ablösenden Baslern soll es leichter gegangen sein. 4)

Auch an die Errichtung eines „tirolischen Kavalleriekorps" wurde gedacht, allerdings nur in einer Stärke von etwa 100 Mann. Oberstleutnant Paul Taxis und Teimer erboten sich zum Ankauf der erbeuteten oder sonst entbehrlichen Pferde 5) und bemühten sich, mittels des von Hormayr zur Verfügung gestellten Geldes das nötige Reitzeug herbeizuschaffen. 6)

1) Rapp p. 434. Hormayr II, 28 deutet auch auf Differenzen mit Hofer betreffs des Nonsbergs, wo sich dieser gegen Malanotti zu gutmütig benommen habe. Freilich predigte dort Malanotti ein ähnliches Evangelium von Steuerfreiheit wie der Sandwirt in seinem Heimattale. Eisenstecken dagegen, von Hormayr zum Major befördert, hatte es bei demselben gut. Seinem Bruder verschaffte der Intendant die vakante Pfarre St. Pauls.
2) Giovanelli kehrt 15. Juli aus Passeier zurück. Darüber berichtet er an diesem Tage seiner Frau. A. G.
3) 27 Zentner Kupfer wurden aus Schwaz bezogen vom Dach des abgebrannten Oberfaktoreihauses. Major Rainer an Straub, 11. Juli. Hormayr erwähnt in seinem Bericht an Zichy (26. Sept.) den Kapuzinerpater Peter (Mayr), welcher ihm eine Erfindung von Lunten mitgeteilt habe, um feindliche Munitionskarren in Brand zu stecken. Mayr war Lehrer der Mathematik in Brixen.
4) Oechsli a. a. O. p. 536. G. Steiner, Napoleons I. Pol. u. Dipl. in d. Schweiz p. 209, 214. Bericht des bayrischen Mautners in Reschen Jakob Hussabeth in M. St. Außer Zellweger in Trogen bezeichnet Hormayr noch die Schweizer Kuster, Payer, Martignoni in Rorschach als österreichisch gesinnte, dagegen den Präsidenten von St. Gallen Müller-Friedberg als Mann bitterer Feindschaft, weil von Bonaparte erkauft. „In Chur war der Bundespräsident v. Salis-Zizers gut österreichisch und sah allem durch die Finger, was er nicht unbedingt sehen musste; dagegen war der Kanzler Wredau durch und durch französisch."
5) Gedr. Ausschreiben v. 17. Juni.
6) Von diesen, meist aus den Ranzionierten gewonnenen Reitern sagt Knoflach: „Es ist komisch, diese Leute zu sehen, der eine hat eine grüne, der andere eine rote, wieder einer eine blaue Jacke."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 510

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.