523 - Erscheinen Leviers


in Ramüs, 1) Auch von dort schrieb er den Vintschgauern abmahnende Briefe. Es ward ihm geantwortet, man brauche seinen Rat nicht, wohl aber sei ihm zu raten, sich in Tirol nicht mehr blicken zu lassen. Als Senn erfuhr, dass er zu den von Lefebre Vorgerufenen zähle, sandte er ein demütiges Entschuldigungsschreiben. Dasselbe, von den Bauern aufgefangen wurde bekannt, und nun war auch der letzte Rest von Achtung dahin. Die Erbitterung gegen den flüchtigen Verräter stieg soweit, dass die Bauern seine Auslieferung von den Schweizern verlangten, die dann allerdings nicht erfolgt ist. Erst im Dezember wagte er die Heimkehr. 2)

Zu größeren Kampfesereignissen ist es in Tirol während der Monate Juni und Juli nicht gekommen. Am meisten bemerkbar machte sich die Nähe des Feindes an der welschtirolischen Grenze. Leiningen nahm anfangs Juni die Ausfälle nach feindlichem Gebiete auf und überraschte das schwach besetzte Bassano mit seinem Besuch, um eine starke Kontribution einzuheben. Aber diese Streifung fand ein schnelles Ende. Aus Trient kam Meldung, dass ein feindlicher Einbruch von der Etschklause herauf erfolge. Leiningen eilte zurück. Kaum hatte er das Kastell von Trient betreten, als einige Hundert Franzosen vor der Stadt erschienen und Übergabe forderten. Sie wurde, wie es sich versteht, abgeschlagen. Der französische Oberst Levier zog noch weitere Verstärkung an sich und, von Leiningen bei

1) In Schuls war dann sein gewöhnlicher Aufenthalt (im Gasthof zum Rainer.) Über seinen Schweizer Aufenthalt schreibt er ausführlich an Baumgärtner aus Schleis 8. Aug. Hier rät er, Österreich bei einem Friedensschlüsse zu verhalten, dass es dem Lande Tirol alle Kriegskosten ersetze. „Denn die einzelnen können sie nicht tragen. Soll aber das Universum sie entgelten, so wird das Land immer nicht nur für sich, sondern auch für die Finanzen ärmer, und ein Hof, der ein ihm so ergebenes Volk so zu missbrauchen verstand, soll zahlen."
2) Dies alles nach Senns zit. Verteidigungsschrift, nach Runggers Bericht (1810) und nach dem Bericht des bayr. Mautbeamten Jakob Hussabeth in M. K.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 523

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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